Urologie - eine richtig spannende Disziplin

Mit dem Laparoskop nach Gummibärchen fischen oder mit der Nadel die Banane flicken: Auf dem Urologen-Kongress sollten Schüler vom Fach begeistert werden.

Anne-Christin GrögerVon Anne-Christin Gröger Veröffentlicht:
Nähen ist gar nicht so einfach: An einer Banane lernen Schüler das Nähen von Wunden. Bei René ist die Nadel bereits drei Mal durchgebrochen.

Nähen ist gar nicht so einfach: An einer Banane lernen Schüler das Nähen von Wunden. Bei René ist die Nadel bereits drei Mal durchgebrochen.

© acg (3)

DÜSSELDORF. Konzentriert beugen sich René und Christina über ihren Arbeitsplatz. An einer aufgeschnittenen Banane sollen sie üben, wie im Operationssaal Wunden vernäht werden. Das ist gar nicht so einfach. René hat schon fast die Geduld verloren. "Mir ist schon dreimal die Nadel abgebrochen", beschwert er sich. "Wäre das ein echter Patient, wäre der schon längst verblutet." Seine Schulkameradin Christina stellt sich geschickter an. An ihrer Banane sind schon vier saubere Stiche zu sehen.

Das medizinische Gerät ist echt, als Organ muss eine Paprika herhalten: Konzentriert entfernt die Schülerin Blasensteine - hier in Form eines Gummibärchens.

Nebenan entfernen Schüler Blasensteine mit einem endoskopischen Eingriff. Das medizinische Zubehör ist echt - das zu operierende Organ nicht. Eine Paprika muss herhalten, die Blasensteine ersetzen Gummibärchen. Konzentriert sitzt eine Dreizehntklässlerin an dem Gerät und fischt nach den Gummibärchen, die sie, wie im echten OP, nur über Kamerabilder an einem Bildschirm sehen kann.

Mit einem Schülerprogramm wirbt die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) auf dem Düsseldorfer Urologen-Kongress für ihren Beruf. Unter dem Motto "Werde Urologin/Urologe für einen Tag" hat die Gesellschaft Zehnt- bis Dreizehntklässler aus Düsseldorf und der Region eingeladen, dieses Gebiet der Medizin einmal besser kennen zu lernen.

"Wir möchten Schüler schon früh für unser Fachgebiet begeistern", sagt Dr. Stefan Buntrock, Chefarzt der Klinik am Kurpark, einem Urologischen Zentrum für Anschlussheilbehandlung und Rehabilitation in Bad Wildungen. Er hat das Projekt initiiert.

Für die meisten Menschen sei dieser Bereich der Medizin eine Tabuzone und mit vielen Vorurteilen behaftet. "Dabei ist Urologie ein spannendes Feld, führend bei neuen Operationsmethoden wie laparoskopischen Techniken der minimal-invasiven Schlüsselloch-Chirurgie und robotergestützten Operationen", sagt er.

Wie vielseitig Urologie ist, lernen die Schüler bei einer theoretischen Einführung zu Beginn der Veranstaltung. Nicola von Ostau von der Universitätsklinik Essen erklärt ihnen die zahlreichen Aufgabenbereiche eines Urologen von der Kinderurologie über die onkologische Urologie bis zur Neurourologie.

Die Schülerin fischt auf dem Urologen-Kongress mit dem Laparoskop "nur" nach Gummibärchen.

Die möglichen Nachwuchsmediziner lauschen gespannt. Kein Kichern, keine albernen Bemerkungen sind zu hören. Auf von Ostaus Fragen antworten sie ernsthaft. Viele wissen schon erstaunlich gut Bescheid über die möglichen Diagnoseverfahren und Operationstechniken.

Sie kennen den Da-Vinci-Roboter, der, vom Mediziner nur über einen Computer gelenkt, mit stählernen Krakenarmen Bauchspiegelungen vornimmt oder Prostatakarzinome entfernt. Als von Ostau aber dann von Fällen aus der Trauma-Urologie und von Staubsauger-Pannen in Schlafzimmern berichtet, bricht dann doch allgemeine Heiterkeit aus.

Den jungen Leuten gefällt die Veranstaltung offenkundig. "Ich hätte nie gedacht, dass das so interessant sein kann", sagt Lena, die momentan die zehnte Klasse besucht. Ob sie später tatsächlich einmal Urologin werden will, darauf will sie sich noch nicht festlegen. David aus der 13. Klasse ist da schon einen Schritt weiter. Er hat immerhin Biologie als Leistungsfach gewählt und könnte sich gut vorstellen, einmal Medizin zu studieren. "Ob es die Urologie wird, das kann ich aber im Moment noch nicht sagen", sagt er.

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