Fußball

Walking Football – entschleunigter Gesundheitssport für Ältere

Walking Football bringt ältere Menschen wieder auf den Fußballplatz und fördert die Gesundheit im fortgeschrittenen Alter. In England gibt es diese Sportart seit zehn Jahren, nun fasst sie in Berlin Fuß.

Von Thomas Flehmer Veröffentlicht:

Berlin. Es ist eigentlich wie damals auf dem Schulhof. Ebi, Frank, Jörg und Andy gegen die anderen Vier auf dem Kleinfeld, die drei Meter langen Tore sind mit jeweils zwei Stangen markiert. Letzter Mann, Handspiel und Hochschüsse sind nicht erlaubt.

Spieler vom SC Siemensstadt (gelbes Trikot) und vom TSV Mariendorf (in rot) spielen Walking Football.

Spieler vom SC Siemensstadt (gelbes Trikot) und vom TSV Mariendorf (in rot) spielen Walking Football.

© Thomas Flehmer / picture allianc

Doch anstatt dem Ball hinterherzurennen, muss beim Walking Football immer ein Fuß den Boden berühren. Die Sportart, die es in England seit zehn Jahren gibt, ermöglicht auch älteren Sportlern wie Ebi, Frank und Jörg das Spielen auf dem Platz. Denn Ebi ist 72 Jahre alt, Frank 60, Jörg 65, Andy mit Mitte 50 das Küken.

„Hessen und Nordrhein-Westfalen waren die Vorreiter in Deutschland, in Berlin der FV Wannsee“, sagt Jörg, der mit Nachnamen Landt heißt und Vorsitzender des TV Waidmannslust ist.

Pylonen dürfen nicht fehlen

Über einen Artikel in der Fußball-Woche kam der ehemalige Krankenpfleger zum Walking Football und baute Anfang 2020 in seinem Verein eine Abteilung auf, die sich immer mittwochs in der Münchhausen-Grundschule am Waidmannsluster Damm zum Training trifft.

Vor dem eigentlichen Knödeln wird dabei auch die Technik verfeinert, sodass Pylonen auf dem Feld nicht fehlen dürfen. Jörg, der früher bei Olympia 53, dem SCC und dem Frohnauer SC auf dem großen Feld gespielt hat, erklärt und zeigt die Übungen.

Medizinisch ist bewiesen, dass der Walking Football positive Auswirkungen auf die gesundheitliche Konstitution der einzelnen hat.

Karl Felix Heinz, Inklusionsbeauftragter beim Berliner Fußball-Verband (BFV)

Dass dabei alles ein wenig langsamer läuft, hat mit den nicht mehr optimal funktionierenden Gelenken an Knien oder der Hüfte zu tun. Beim Walking Fußball werden diese Gelenke nicht so sehr strapaziert. Im Gegenteil: Der Bewegungsablauf tut dem im Laufe der Jahrzehnte geschundenen Körper gut, sodass die junge Sportart zum Bereich Gesundheitssport zählt.

„Medizinisch ist bewiesen, dass der Walking Football positive Auswirkungen auf die gesundheitliche Konstitution der einzelnen hat“, sagt Karl Felix Heinz, Inklusionsbeauftragter beim Berliner Fußball-Verband (BFV). So stoßen Menschen mit in der Zeit erlangten Behinderungen zum Walking Football, aber auch jüngere Menschen mit Einschränkungen, auch intellektueller Art.

Doch der Walking Football biete noch weitere Aspekte. „Zum einen kommen die Leute aus der Isolation in die Vereine. Dort erfolgt die soziale Interaktion und die neuen alten Sportler können teilweise noch andere Tätigkeiten im Verein übernehmen“, sagt der 28-Jährige, der seit 2020 für den Verband in diesem Bereich tätig ist.

Zehn Vereine in Berlin

Knapp zehn Vereine mit Gruppen zwischen acht und 30 Personen spielen in Berlin Walking Football, Vorreiter in der Hauptstadt war der FV Wannsee Anfang des vergangenen Jahres. Bestenfalls sechs gegen sechs ohne Torwart spielen in Deutschland gegeneinander. Trotz noch unterschiedlicher Bestimmungen zwischen den Landesverbänden ist Heinz „guter Dinge, dass wir überregionale Turniere veranstalten werden“.

Auch in Berlin will Heinz einen regelmäßigen Spielbetrieb aufbauen: „Das wird kein Ligaspielbetrieb sein, sondern eher eine Turnierserie, bei der die gemeinsame Erfahrung im Vordergrund steht.“ Denn nicht nur die körperliche Bewegung führt die Spieler zusammen. „Die Kameradschaft ist sehr wichtig“, sagt Frank. Vor allem im fortgeschrittenen Alter wirken sich soziale Kontakte als förderlich aus.

„Walking Football war ein Lückenfüller in der Corona-Zeit“, sagt Günther Poggel, der sich um die Pressearbeit im TV Waidmannslust kümmert, und spielt damit vor allem auf das soziale Miteinander an, das trotz der Pandemie auch in den anderen Sportarten funktionierte. So gibt es auch beim Walking Football eine dritte Halbzeit um die Ecke der Grundschule. Eigentlich wie auch nach der Zeit auf dem Schulhof. (dpa)

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