"Was passiert mit dem Blinddarm nach der Op?"

Sie stellen viele Fragen: 1000 Acht- bis Zwölfjährige haben sich für die Sommerferien an der Mannheimer Kinder-Uni eingeschrieben. Hier sind sie in ihrem Element: Blutdruck messen, Reflexe testen, viele Herausforderungen. Das ist Medizin zum Anfassen - und macht den Kindern Spaß.

Von Marion Lisson Veröffentlicht:
Wie arbeiten Ärzte? Professor Klaus van Ackern (r.) berichtet, Maskottchen BrUMMel assistiert.

Wie arbeiten Ärzte? Professor Klaus van Ackern (r.) berichtet, Maskottchen BrUMMel assistiert.

© Uni Mannheim

MANNHEIM. Der Hörsaal ist proppenvoll. Professor Klaus van Ackern, Dekan der Universitätsmedizin Mannheim (UMM), hat Kittel und Hemd aufgeknüpft und lässt gerade seine Herztöne von einem riesigen Plüschbär abhören. BrUMMel ist das beliebte Maskottchen der Mannheimer Kinder-Uni.

Chefarzt van Ackern ist heute Referent, Arzt und Patient in einer Person. Der tapsiger BrUMMel überreicht der elfjährigen Michelle das Stethoskop. Konzentriert lauscht das Mädchen ebenfalls nach van Ackerns Herzschlag. Es bleibt ruhig im Saal, denn sonst kann die Nachwuchsärztin schließlich nichts hören. Medizin zum Anfassen: das kommt offensichtlich bei Kindern gut an.

"Ihr seht, wir tun sehr viel für unsere Studenten", lacht der Mannheimer Anästhesist, während er sich geduldig von vier weiteren Jungforschern abhören lässt. An seinem Herzschlag ist offensichtlich nichts auszusetzen. Die Kinder gehen wieder auf ihre Plätze.

Spannende Beobachtungen aus der Welt der Medizin - das kommt bei den Kindern in Mannheim gut an.

Spannende Beobachtungen aus der Welt der Medizin - das kommt bei den Kindern in Mannheim gut an.

© Uni Mannheim

Rund 150 Acht- bis Zwölfjährige haben im Hörsaal 1 der Uni Mannheim die Plätze eingenommen. Es ist die letzte Vorlesung der Veranstaltungsreihe "Kinder-Uni 2010". Bereits seit 2006 - jeweils in den Sommerferien - berichten Ärzte in Mannheim anschaulich und altersgerecht, wie der menschliche Körper funktioniert, wie Krankheiten entstehen und wie die Mediziner sie diagnostizieren und betroffene Menschen behandeln können.

Nicht nur Stillsitzen und Zuhören ist hier angesagt. Aktiv sein wird ausdrücklich gewünscht. Entsprechend wird mit Hämmerchen fröhlich unter Kniescheiben geklopft, Blutdruck gemessen, werden Röntgenbilder von einem Armbruch ausgewertet und die Organe einer lebensgroßen, menschlichen Puppe einzeln in die Hand genommen und benannt.

"Traumberuf Arzt?" lautet das Thema heute. "Man muss lange lernen und viel arbeiten, wenn man Arzt werden möchte", stellt van Ackern klar. Doch die Kinder scheint das nicht abzuschrecken. Schichtdienst, Arbeitsbelastung und Arbeitszeitgesetze, schwierige Staatsexamina oder knappe Budgets? Die Nachwuchswissenschaftler haben ganz andere Fragen: Sind Leukämien erblich? Was passiert im Gehirn, wenn man dement ist? Was machen die Ärzte mit dem entfernten Blinddarm nach der Operation? Wie lange ist die Arterie? Themen, die auf Interesse stoßen.

Traumjob: ja oder nein? Zumindest für van Ackern steht die Antwort fest. Er würde wieder Arzt werden und ja, es sei sein persönlicher Traumberuf - auch nach 40 Jahren Berufstätigkeit, versichert er seinen Zuhörern. "Ich bedauere es, dass der Tag nur 24 Stunden hat, weil ich so gerne arbeite", witzelt der Mediziner weiter. "Meine Tante ist Ärztin und die arbeitet in der Nacht und am Wochenende", weiß dazu ein Junge in der neunten Reihe. Ein Mädchen erzählt von einer Kollegin ihrer Mutter, die bei der Frühbesprechung in der Klinik einfach vor Müdigkeit eingeschlafen sei.

Ein Traumberuf hat eben auch seine Schattenseiten, räumt van Ackern ein. Ihn mache zum Beispiel zornig, wenn Patienten nicht für gute Ratschläge zugänglich seien. "Wenn ich einem dicken Menschen sage, er muss abnehmen, um die Gefahr einer Diabeteserkrankung zu reduzieren und es passiert nichts, dann ärgere ich mich", gesteht er.

Maskottchen BrUMMel steht neben van Ackern und nickt. Unter seinem dicken Fell steckt Rolf Stabenow. Der Medizinstudent der Mannheimer Fakultät belegt das achte Semester und ahnt wohl bereits durch seine Praktika in Klinik und Praxis, was in seinem Traumberuf noch so alles auf ihn zukommen wird.

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