Ärztin widmete ihr Leben der Versorgung von Obdachlosen
Engel von Ostbahnhof: Jenny De la Torre gestorben
Die Ärztin Jenny De la Torre ist tot. Nicht nur in Berlin, wo sie ein Gesundheitszentrum für Obdachlose aufbaute, wurde sie bewundert und geschätzt.
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Berlin trauert um Jenny De la Torre.
© Daniel Naupold / dpa / picture alliance
Berlin. Im Alter von 71 Jahren ist Jenny De la Torre am Dienstag gestorben. In Berlin, wo die Ärztin lebte und, so kann man es sagen, wirkte, löste das tiefe Trauer und eine Flut an Nachrufen aus, in denen die Arbeit De la Torres gewürdigt wurden.
Aufmerksamkeit zog die gebürtige Peruanerin auf sich, weil sie sich in der Großstadt um die Obdachlosen kümmerte. Zunächst baute sie in den 1990er-Jahren für diese eine medizinische Anlaufstelle am Ostbahnhof auf, was ihr den Ruf als „Engel vom Ostbahnhof“ verschaffte.
Preisgeld zur Verwirklichung der Ziele genutzt
Als sie 2002 einen mit 25.000 Euro dotierten Medienpreis erhielt, packte sie die Gelegenheit beim Schopfe und gründete die Jenny De la Torre-Stiftung. Ihr Ziel: der Aufbau eines Gesundheitszentrums für Obdachlose.
Praxiseröffnung in Frankfurt
Eine Psychiaterin für Obdachlose
2006 war das Ziel erreicht, das Gesundheitszentrum öffnete in Berlin-Mitte. Dort erhalten wohnungslose Menschen medizinische, zahnärztliche, psychologische, soziale und rechtliche Hilfe.
„Jenny De la Torres Motivation war tief menschlich. Sie glaubte an zweite Chancen, an die Kraft der Gemeinschaft und daran, dass niemand verloren ist, solange jemand an ihn glaubt. Sie begegnete jedem Menschen auf Augenhöhe – mit Empathie, Konsequenz und beeindruckender Lebensenergie“, schrieb die Torre-Stiftung anlässlich des Todes ihrer Gründerin.
Über ein Stipendium in der DDR studiert
„Berlin verliert mit ihr eine außergewöhnliche Ärztin, couragierte Menschenrechtsverteidigerin und unermüdliche Kämpferin für soziale Gerechtigkeit“, sagte Gesundheitssenatorin Ina Czyborra am Donnerstag.
Jenny De la Torre wurde 1954 in Nasca Ica in Peru geboren, wo sie unter einfachen Bedingungen aufwuchs. 1976 kam sie mit einem Stipendium in die DDR, wurde Fachärztin für Kinderchirurgie, promovierte an der Charité – und, so heißt es auf der Website der Torre-Stiftung, „entschied sich, ihr Leben denen zu widmen, die am Rande der Gesellschaft stehen“.
Für ihr Engagement erhielt die Ärztin zahlreiche Auszeichnungen und Preise, unter anderem den Springer Medizin CharityAward 2011, die Louise-Schröder-Medaille des Berliner Abgeordnetenhauses und schon 1997 das Bundesverdienstkreuz. (juk)