Wenige Striche von ihm sagen mehr als 1000 Worte

Von Pete Smith Veröffentlicht:

Ob Koalitionsstreit, Airbus-Krise oder Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr - die spitze Feder von Jürgen Tomicek spießt jedes aktuelle Thema auf und serviert dem Leser davon eine satirische oder humorige Quintessenz zum Frühstück. Der politische Karikaturist aus Werl in Westfalen, dessen Zeichnungen auch auf Seite 2 der "Ärzte Zeitung" täglich zum Schmunzeln animieren, hat jetzt seine besten Karikaturen aus diesem Jahr in einem aktuellen Jahrbuch gesammelt und im eigenen Verlag herausgegeben.

Auf einer seiner Zeichnungen doziert Franz Müntefering mit erhobenem Zeigefinger "Rente mit 67 bedeutet…", und sein jugendlicher Gesprächspartner vollendet: "…wir haben künftig mehr Zeit, noch einen Job zu finden!" Das ist typisch Tomicek! Oft verbindet der Karikaturist scheinbar unterschiedliche Themen miteinander und bringt den Betrachter dadurch nicht nur zum Schmunzeln, sondern verhilft ihm mitunter gar zu neuen Erkenntnissen.

Seine Zeichnungen sind nicht plakativ, sondern zart koloriert

In diesem Jahr gab es viele Schlagzeilen, die Tomicek satirisch ins Bild gesetzt hat. Angefangen von der Mehrwertsteuer-Erhöhung und der Stoiber-Nachfolge über Klimaschutz, Rauchverbot, G8-Gipfel und SPD-Stimmungstief bis hin zum Bundestrojaner und Lokführerstreik - Jürgen Tomicek lässt nichts aus. Dabei sind seine Zeichnungen nicht plakativ, sondern zart koloriert, sie wirken nicht durch Brachialhumor, sondern überzeugen durch Hintersinn.

In seinem aktuellen Band bietet der 50-Jährige einen umfassenden Jahresrückblick. Dabei ergänzt er seine Zeichnungen mit kurzen Texten, die den beim Leser vielleicht nicht mehr vollständig präsenten Zusammenhang in wenigen Sätzen erläutern.

Tomicek wurde 1957 in Kempten im Allgäu geboren. Nach einer Lehre zum Industriekaufmann wechselte er 1975 die Profession und begann eine Ausbildung bei der Polizei. Danach brauste er viele Jahre als Motorrad-Polizist über rheinisch-westfälische Straßen. Berufliche Stationen führten ihn zunächst nach Köln, dann nach Dortmund und schließlich ins westfälische Werl, seiner heutigen Heimat.

Der Durchbruch gelang in den 80er Jahren als Schnellzeichner

Hier, zwischen Unna und Soest, knüpfte Jürgen Tomicek auch wieder anseineheimlicheLeidenschaft, das Zeichnen, an. Zunächst fertigte er Buchillustrationen (unter anderen zur Geschichte des Schutzmanns) und Arbeiten für die Gewerkschaftszeitung der Polizei. Der Durchbruch gelang ihm Anfang der 80-er Jahre als Schnellzeichner in der Lokalredaktion der "Westfalenpost" in Werl.

Wenig später durfte er seine Karikaturen auch im Mantelteil der Zentralredaktion in Hagen veröffentlichen. Inzwischen verschickt Jürgen Tomicek ein bis drei Karikaturen täglich an etwa 50 Redaktionen in ganz Deutschland, in Österreich und der Schweiz und gilt damit als einer der bekanntesten Vertreter seiner Kunst.

Aber auch seinem einstigen Hauptberuf bei der Polizei ist er bis heute treu geblieben. Da seine Dienstherren im nordrhein-westfälischen Innenministerium das Talent ihres Mitarbeiters schon früh entdeckten, boten sie Tomicek 1994 eine Stelle am Institut für Aus- und Fortbildung der Polizei Nordrhein-Westfalen in Münster an, wo er seither eine Lehrtätigkeit in den Segmenten Werbung, Öffentlichkeitsarbeit und Grafik ausübt.

Tomicek-Karikaturen erscheinen heute in Millionen-Auflage. Daneben gibt es seit 1989 regelmäßig erscheinende Jahrbücher mit seinen besten Zeichnungen sowie viele Themenbände. Der aktuelle Jahresband ist der erste, der im eigenen Verlag erschienen ist. Für sein Werk ist der Werler Künstler mehrfach ausgezeichnet worden.

Die besten Tomicek-Karikaturen 2007. Verlag Tomicek. Werl 2007. 96 Seiten. 13,80 Euro. ISBN 978-3-9811854-0-9.

Weitere Infos unter www.tomicek.de

Spitze Pointen mit Tusche und Feder

ULM (run). Nicht alles ist sofort zum Lachen. Manchmal auch nicht auf den zweiten Blick. Aber "Schenkelklopfer" wollten die Juroren, die vergangenen Dienstag den "Preis für politische Karikatur" in Ulm vergeben haben, auch nicht. Wie Uli Druba, Leiter der Akademie für Kommunikation und Organisator des jährlichen Wettbewerbs, sagte, bevorzuge man lieber hintergründige Beiträge alter Schule, möglichst mit Tusche und Feder zu Papier gebracht. Mit dem diesjährigen Preisträger Jürgen Tomicek und seiner zum Wettbewerb eingereichten Karikatur "Urlaub 2006" hat man einen erfahrenen und würdigen Vertreter dieses Genres gefunden.

Vom 13. bis zum 21. 12. werden die verschiedenen Siegerkarikaturen des Jahres 2007 im Stadthaus Ulm ausgestellt. Dort gibt es auch eine Ausstellung zu Karikatur und Weihnachten.

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