ABDA/KBV-Modell: Zur Not nur mit einer Kasse

BERLIN (cw). Die Umsetzung eines gemeinsamen Modellprojekts von Ärzten und Apothekern zum Arzneimittelmanagement (so genanntes "ABDA/KBV-Modell") kommt nach wie vor nicht voran.

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Bei einem Treffen von KBV-Vorstandschef Dr. Andreas Köhler und ABDA-Vize Friedemann Schmidt wurden am Montag Alternativen sondiert.

Dabei läuft alles darauf hinaus, den Modellversuch statt mit allen Kassen einer KV-Region - wie im Versorgungsstrukturgesetz vorgesehen - nur mit einer oder einer Auswahl von Kassen zu fahren.

Statt nach Paragraf 64a SGB V würde man dann auf der Rechtsgrundlage des Paragraf 63 SGB V antreten, erläuterte ein KBV-Sprecher gegenüber der "Ärzte Zeitung".

Allerdings gebe man einem Projekt mit allen Kassen weiterhin den Vorzug. Dessen größtes Hinderniss sei jedoch der Wettbewerb der Kostenträger untereinander. Ein konzertiertes Vorgehen gestalte sich derzeit "äußerst schwierig".

Ursprünglich wollte die ABDA den Modellversuch spätestens zum Jahresende beginnen. Jetzt heißt es, der Startschuss falle in das 1. Halbjahr 2013. Als Testregionen seien weiterhin Sachsen und Westfalen-Lippe im Rennen.

Unentschieden in Westfalen-Lippe

Beim ABDA/KBV-Modell verordnet der Arzt Wirkstoffe, die in einer Positivliste zuvor vereinbart wurden. Dem Apotheker obliegen Produktauswahl sowie weitere Compliance-Services.

ABDA und KBV hatten ihr Konzept im April 2011 der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Herbst nahm die Regierungskoalition das Vorhaben als Modellprojekt ins Versorgungsstrukturgesetz auf.

In der Ärzteschaft war das ABDA/KBV-Modell von Anfang an umstritten. Der Reihe nach votierten die Vertreterversammlungen mehrerer großer KVen dagegen.

In Westfalen-Lippe ist man bislang noch unentschieden, ob mit den Kassen ein eigenes Modell zum Arzneimittelmanagament - ohne Beteiligung der Apotheker - verhandelt werden kann, oder ob man sich für den gemeinsamen Versuch bewirbt. Aktuell laufen die Gespräche zwischen KV und Kassen noch, heißt es auf Anfrage.

Streit gab es bisher immer wieder auch um die finanziellen Details des ABDA/KBV-Modells. Dabei geht es sowohl um die Beteiligung der Leistungserbringer an Einsparerfolgen als auch um Regelungen, wie den Kassen eventuelle Mehrkosten aus dem Versuch zu ersetzen sind.

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 06.06.201210:57 Uhr

Modell gescheitert

Das Modellprojekt von Ärzten und Apothekern zum Arzneimittelmanagement ist als "ABDA/KBV-Modell" gescheitert. Wer kann schon im hausärztlichen Bereich seine Sinnhaftigkeit nachvollziehen? Allein fünf Medikamente, ärztlicherseits ''blanko'' für GKV-Patienten verordnet, bedeuten je nach Marktlage bis zu z w a n z i g verschiedene Verpackungen, Logos, Tablettenformen und –farben, Herstellernamen oder Reimporte aus EU-Ländern in einem e i n z i g e n Jahr! Denn die Apotheken könnten in Eigenregie zukünftig i r g e n d e i n zu der Wirkstoffverordnung des Arztes halbwegs passendes Billig-Präparat ''raussuchen, um ein fiktives Einsparpotenzial zu erreichen.

Das "gemeinsame Medikationsmanagement" von Arzt und Apotheker e r h ö h t Arzneimittelrisiken durch Destabilisierung der Compliance bzw. Adherence bei unseren gemeinsamen Patientinnen und Patienten unter der Suche nach tagesaktuellen Medikamenten-Höchstrabatten.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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