Ärzteverbände und Hochschulen warnen vor Schmalspurmedizin

BERLIN (hak). Vor der Einführung eines sechs Semester dauernden, berufsqualifizierenden Bachelors für Medizin haben Bundesärztekammer (BÄK), Marburger Bund (mb) und der Deutsche Hochschulverband gewarnt.

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"Das sind dann Mediziner, aber keine Ärzte", sagte mb-Chef Dr. Frank Ulrich Montgomery. Würde das Medizinstudium in drei Jahre Grundstudium und zwei Jahre Spezialisierung aufgeteilt, bestehe die Gefahr, daß schlecht ausgebildete und schlecht bezahlte Mediziner in die Patientenversorgung geschickt werden. Angesichts des Ärztemangels und knapper Kassen könnte eine solche Reform ein "attraktives Lockmittel für unverantwortliche Politik" sein, so Montgomery.

Hintergrund dieser Sorge ist der sogenannte Bologna-Prozeß. Dahinter verbirgt sich die Idee, die Studiensysteme auf europäischer Ebene durch die Aufteilung in Bachelor und Master anzugleichen. Die Flexibilität von Studenten soll dadurch gefördert, die Unilaufbahn in Berufsqualifikation und wissenschaftlicher Karriere getrennt werden.

Genau diesen Ansatz hält BÄK-Präsident Professor Jörg Hoppe auf die Medizin für nicht übertragbar. "Ohne wissenschaftlichen Anspruch würde das Grundstudium an Qualität verlieren", sagte Hoppe. Er befürchtet, daß nach einer solchen Reform des Medizinstudiums Bachelor-Studenten in einem Primärarztsystem die Rolle von Hausärzten übernehmen.

Bestärkt in ihrer Kritik am Bologna-Prozeß werden die Ärztefunktionäre vom Deutschen Hochschulverband. Deren Präsident Professor Bernhard Kempen betonte, daß es generell zwar sinnvoll sei, die Mobilität europäischer Studenten zu fördern, daß Hochschulabschlüsse aber ein Ausweis für Kompetenz bleiben müßten. "In der Medizin ist die Einführung von Bachelor und Master nicht sinnvoll", so Kempen. "Die hohe Qualität der Arztausbildung könnte nicht gehalten werden."

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Die Angst vor dem Barfußmediziner

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