Alzheimer-Gesellschaft fordert mehr Spielraum für Ärzte

Beim Kongress der Alzheimer Gesellschaft in Braunschweig wurde deutlich, wie dringend Fachleute auf die Pflegereform warten.

Veröffentlicht:
Heike von Lützau-Hohlbein, Vorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

Heike von Lützau-Hohlbein, Vorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

© kielmann / imago

BRAUNSCHWEIG (cben). Ärzte brauchen bessere Bedingungen für die Behandlung von Alzheimer-Patienten. Das forderte Heike von Lützau-Hohlbein, Vorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, beim Kongress des Verbandes und der Selbsthilfe Demenz in Braunschweig. "Immer noch gibt es eklatante Defizite bei der ärztlichen Diagnose, Therapie und der Versorgung mit ambulanten Diensten, in Pflegeheimen und Krankenhäusern", erklärte die Vorsitzende.

"Ärzte müssen auch von den Rahmenbedingungen her in die Lage versetzt werden, Demenzkranke angemessen zu behandeln. Das heißt, sie müssen die in den Leitlinien der medizinischen Fachgesellschaften geforderten Leistungen, inklusive Gespräche mit Patienten und Angehörigen, auch abrechnen können."

Die Patienten dürften nicht als "Fälle" aus der Gemeinschaft ausgeschlossen werden. "Recht auf Wertschätzung und Teilnahme am Leben in der Gemeinschaft geht mit einer Diagnose Demenz nicht verloren", sagte Lützau-Hohlbein.

Die von der Bundesregierung geplante Pflegereform wird möglicherweise die drei Pflegestufen durch fünf Bedarfsgrade ersetzen, wobei die Zuordnung nicht dem Zeitaufwand der Pflegekräfte folgt, sondern dem Grad der Hilfsbedürftigkeit, die in Zukunft unter anderem auch soziale Hilfen umfassen soll.

"Das sind Vorschläge, die substanzielle Verbesserungen für Demenzkranke bringen würden", so die Vorsitzende.

Professor Hans Gutzmann von der Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie wies auf Missstände bei der Behandlung mit Antidementiva hin. Haus- und Nervenärzte könnten oft die Klinikbehandlung von Alzheimerpatienten deshalb nicht ambulant weiterführen, weil die Kosten für Antidementiva nicht im Arzneimittelbudget abgebildet werden können. "Dies führt dazu, dass weniger als 20 Prozent der GKV-Versicherten indikationsgerecht diese Medikamente erhalten, PKV-Versicherte hingegen fast doppelt so häufig", so Gutzmann.

Zugleich unterstrich er die Bedeutung der Prävention: Aktiv zu leben, geistige Herausforderungen anzunehmen und soziale Kontakte zu pflegen, seien elementar zur Vorbeugung von Alzheimer. Für Ärzte seien eine "gute Blutdruckkontrolle und Diabetes-Einstellung sowie eine motivierende Diätberatung" Erfolgsfaktoren für eine wirksame Primärprävention.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Vertreterversammlung

KV Nordrhein ruft Schiedsamt wegen Honorarvolumen 2026 an

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Früherkennung

PSA-basiertes Prostatakrebs-Screening: Langzeitdaten belegen Nutzen

Red Flags

Rückenschmerz: Wer muss sofort ins MRT?

Lesetipps
Vier mittelalte Frauen laufen gemeinsam über eine Wiese und lachen.

© Monkey Business / stock.adobe.com

Wechseljahre

5 Mythen rund um die Perimenopause: Eine Gynäkologin klärt auf

Makro-Nahaufnahme eines Auges mit okulärer Rosazea.

© Audrius Merfeldas / stock.adobe.com

Schwere Komplikationen möglich

Augen-Rosazea: Erst sind’s die Lider, später auch die Hornhaut