Anwendungsbeobachtungen entzweien die Gemüter
Transparency Deutschland fordert ein Verbot der AWB -die Pharmaindustrie stuft diese als "unverzichtbar" ein.
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Unverzichtbares Instrument: Für die Industrie gilt das auch bei AWBs, Transparency Deutschland würde sie hingegen lieber völlig verboten sehen.
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BERLIN (hom). Der Streit währt seit Jahren und hängt sich schon an der Definition des Gegenstands auf, um den es geht: Anwendungsbeobachtungen (AWB) - das heißt vom Arzt vorgenommene Beobachtungen von Krankengeschichten, bei denen ein bestimmtes Arzneimittel zum Einsatz kommt.
Für eine aufgeregte Debatte hatte das Thema erst im Sommer vergangenen Jahres gesorgt, als "Spiegel-online" über einen Fall berichtete, bei dem ein Unternehmen über den Weg der AWB versucht haben soll, Ärzte mit Geschenken dafür zu "ködern", den von der Firma vertriebenen Blutdrucksenker zu verordnen.
Die Vereinigung gegen Korruption Transparency International Deutschland hat den Gesetzgeber jetzt dazu aufgefordert, aus solchen Fällen Konsequenzen zu ziehen und die AWB zu untersagen. Es handele sich um "ein nutzloses Marketinginstrument der Pharmaindustrie", begründete Wolfgang Wodarg, Vorstandsmitglied von Transparency Deutschland den Vorstoß.
Das Verfahren mache wissenschaftlich gesehen wenig Sinn, schädige stattdessen nur die Patienten und belaste die Beitragszahler der Kassen "mit nutzlosen Arzneimittelkosten in Milliardenhöhe".
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Der Verband forschender Arzneimittelhersteller (vfa) wies die Kritik zurück. AWB würden helfen, die Anwendung von Medikamenten "noch wirksamer und sicherer zu machen", betonte vfa-Hauptgeschäftsführerin Cornelia Yzer.
Die korrekte Durchführung sei durch Vorgaben mehrerer Arzneimittel-Zulassungsbehörden sowie durch den Kodex der Freiwilligen Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie klar und transparent geregelt.
So sähen beide Regelungen unter anderem vor, die Vergütung an der GOÄ zu orientieren, um auszuschließen, dass von AWB "Verordnungsanreize für bestimmte Medikamente ausgehen", sagte Yzer.