Gewerkschaftsstudie

Arbeitsbelastung in der Kranken- und Altenpflege weiter gestiegen

Viele Beschäftigte in der Pflege können sich offenbar nicht vorstellen, bis zur Rente durchzuhalten. Laut einem Bericht des Deutschen Gewerkschaftsbunds haben Stress und schwere Arbeit für das Pflegepersonal nochmal zugenommen.

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Stress und wachsender Arbeitsdruck hinterlassen Spuren – auch beim Krankenstand unter Pflegekräften.

Stress und wachsender Arbeitsdruck hinterlassen Spuren – auch beim Krankenstand unter Pflegekräften.

© alvarez / Getty Images / iStock

Berlin. Beschäftigte der Alten- und Krankenpflege stufen die dortigen Arbeitsbedingungen weiterhin als schlecht ein. Druck, Hetze, Schichtdienst und körperlich schwere Arbeit hätten in den vergangenen zehn Jahren nochmals zugenommen, heißt es in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB).

Demnach gaben in den Jahren 2018 bis 2022 rund 30 Prozent der Beschäftigten in der Krankenpflege an, in „sehr hohem Maß“ von großen Arbeitsmengen betroffen gewesen zu sein. Im Zeitraum 2012 bis 2017 waren es lediglich 19 Prozent. Für die Studie „Gute Arbeit“ wurden unter anderem mehr als 3.000 abhängig Beschäftigte in Pflegeberufen befragt.

Mehrheit findet: Gehälter nicht leistungsgerecht

Trotz Tariftreuegesetz und Einkommenszuwächsen: Eine Mehrheit der Beschäftigten in der Alten- und der Krankenpflege hält das Gehalt für nicht leistungsgerecht. Beschäftigte in der Krankenpflege sehen ihr Einkommen in den vergangenen Jahren sogar noch kritischer als im Zeitraum 2012 bis 2017.

Knapp drei Viertel sehen sich in den zurückliegenden vier Jahren gar nicht oder nur in geringem Maß angemessen entlohnt. Auch in Pflegeheimen halten mehr als zwei Drittel ihr Einkommen für nicht angemessen.

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Unter der Pflege im Laufschritt leidet auch die Qualität der Arbeit in Krankenhäusern und Altenheimen. Für die Jahre 2018 bis 2022 geben 60 Prozent der Krankenpflegekräfte an, dass sie sehr häufig oder oft Abstriche bei der Qualität ihrer Arbeit machen mussten.

In der Altenpflege sind es knapp 40 Prozent. Gegenüber dem Vergleichszeitraum 2012 bis 2017 zeigt sich in der Krankenpflege sogar noch eine Verschlechterung der Situation: Der Anteil mit (sehr) häufigen Qualitätsabstrichen hat seitdem um zehn Prozentpunkte zugenommen. In der Altenpflege hat sich der Anteil nicht wesentlich verändert.

Als „ein weiteres dramatisches Signal“ der Befragung wertete der Gewerkschaftsbund, dass drei Viertel der Krankenpflegekräfte und zwei Drittel der Altenpflegekräfte davon ausgingen, dass sie ihre Arbeit nicht bis zur Rente ausüben können. Besonders bedenklich sei, dass sich die Einschätzungen der Beschäftigten gegenüber dem Vergleichszeitraum nicht wesentlich verbessert haben.

In der Krankenpflege zeige sich sogar eine leichte Verschlechterung. Nur knapp jeder fünfte Beschäftigte dort geht davon aus, bis zur Rente durchhalten zu können.

Techniker: Krankenstand bei Pflege erreicht Rekordhoch

Von einer gestiegenen Arbeitsbelastung in der Pflege berichtete am Donnerstag auch die Techniker Krankenkasse (TK). Aus Auswertungen von Versichertendaten gehe hervor, dass der Krankenstand in der Pflege 2012 bis 2022 um nahezu 40 Prozent gestiegen sei.

Mit durchschnittlich 28,8 Fehltagen im vergangenen Jahr hätten Pflegekräfte zudem rund 57 Prozent (10,5 Tage) über dem Durchschnitt aller bei der TK versicherten Beschäftigten gelegen.

Am häufigsten krankgeschrieben waren Pflegekräfte demnach aufgrund von psychischen Erkrankungen und Atemwegserkrankungen (jeweils rund 5,8 Tage), gefolgt von Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems (rund 4,9 Tage).

Insbesondere bei den Fehltagen aufgrund von Atemwegserkrankungen zeigt sich ein extremer Anstieg im Vergleich zum Vorjahr, in welchem Pflegekräfte durchschnittlich 2,3 Tage mit dieser Diagnose ausfielen. (hom)

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