Arme Kinder haben 3,42 Euro pro Tag fürs Essen

Veröffentlicht:

BAD ORB (ras). Die Auswirkungen von Kinderarmut auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sind offenbar gravierender als bislang vermutet. Trotzdem haben Politiker auf diese Herausforderung, der sich Kinder- und Jugendärzte regelmäßig in der Praxis stellen müssen, nur unzureichend reagiert.

Deshalb hat Dr. Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), vor den 550 Kongressteilnehmern des Bad Orber Herbstkongresses Gesundheitspolitiker aufgefordert, der Bekämpfung von Kinderarmut "höchste Priorität" einzuräumen. Etwa 17 Prozent der 11,5 Millionen Kinder lebten mittlerweile unterhalb der definierten Armutsgrenze. Bis zum Alter von 18 Jahren sind dies nach Angaben des Deutschen Kinderschutzbundes 2,6 Millionen Kinder und Jugendliche. Dies sind 100 000 mehr als noch im vergangenen Jahr. In Großstädten wie in Frankfurt am Main lebt nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbundes inzwischen jedes vierte Kind unter 15 Jahren in Familien, die Hartz IV beziehen.

Die Folgen sind für Hartmann ernüchternd. Kinder, die in armen Familien leben, neigen häufiger zu psychischen oder psychosomatischen Erkrankungen sowie zu mangelndem Selbstwertgefühl. Dies wiederum führe vermehrt zu zum Teil chronischen Bauch- und Kopfschmerzen, Depressionen und sogar Suizidgedanken. Auch Nikotin- und Alkoholmissbrauch kommen bei jungen Menschen aus ärmeren Bevölkerungsschichten "wesentlich häufiger" vor und werden ins Erwachsenenalter mitgeschleppt.

Auch müssten die betroffenen Kinder häufig mit Fehl- oder gar Mangelernährung leben. So hat das Dortmunder Forschungsinstitut für Kinderernährung herausgefunden, dass pro Tag mindestens 4,68 Euro nötig sind, um den Appetit eines jungen Menschen mit ausgewogener Kost zu stillen. Jugendliche jedoch, die in Hartz IV Familien leben, steht dafür pro Tag nur ein Budget von 3,42 Euro zur Verfügung.

Um die Situation von Familien, die unter der Armutsgrenze leben, zu verbessern, sei es mit finanziellen Zuwendungen an die Eltern allein nicht getan, sagte Hartmann in Bad Orb. Um Politiker zum Handeln zu drängen, sollte von der Regierung jährlich ein Bericht vorgelegt werden, in dem über die jüngsten Schritte gegen Kinderarmut Rechenschaft abgelegt wird.

Zudem müssten sozial schwache Familien wirksam von Fachleuten begleitet und in ihrer Erziehungs- und Alltagskompetenz gestärkt werden. Da die meisten Familien von sich aus in der Regel keinen Arzt kontaktieren, müssten die Betroffenen direkt aufgesucht werden.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Wie Zink das Immunsystem stärken kann

© Tondone | AdobeStock

Risikogruppen schützen

Wie Zink das Immunsystem stärken kann

Anzeige | Wörwag Pharma GmbH & CO KG
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Kommentare
Sonderberichte zum Thema

Ist das AMNOG bereit für HIV-Innovationen?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Subgruppenanalysen der Studie DAPA-CKD zum Einfluss von Alter, Geschlecht und Gebrechlichkeit auf di

© peterschreiber.media / stock.adobe.com

Dapagliflozin bei chronischer Nierenkrankheit (CKD):

Subgruppenanalysen der Studie DAPA-CKD zum Einfluss von Alter, Geschlecht und Gebrechlichkeit auf die Wirksamkeit

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Abb. 2: TriMaximize-Studie: Verbesserung der Lebensqualität nach Umstellung auf extrafeine Dreifachfixkombination

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Mittelgradiges bis schweres Asthma bronchiale

Bessere Kontrolle und Lebensqualität unter inhalativer Triple-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Chiesi GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

Welche Studien helfen im Umgang mit impfbesorgten Eltern?

Lesetipps
Blick in den Gang einer Notaufnahme.

© upixa / stock.adobe.com

Elektronische Patientenakte

So steht es um die ePA in den Krankenhäusern