KVWL-Chef

Arztinformation frei von Interessen!

KVWL-Chef Dryden warnt vor der Macht der Kassen bei der Arztinformation zur Nutzenbewertung - und präsentiert einen Gegenvorschlag.

Veröffentlicht:

DORTMUND. Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) Dr. Wolfgang-Axel Dryden hat die Forderung des GKV-Spitzenverbandes nach einer Softwarelösung für die unabhängige Information der niedergelassenen Ärzte über Arzneimittel zurückgewiesen.

Zwar könne eine solche Software aus Versorgungsgründen sinnvoll sein - die Kassen verfolgten aber ganz andere Ziele, warnte Dryden auf der KVWL-Vertreterversammlung in Dortmund. Er präsentierte einen Gegenvorschlag.

Eine zeitnah zu den Beschlüssen des Gemeinsamen Bundesausschusses verfügbare elektronische Information etwa über die Nutzenbewertungen hält Dryden für hilfreich.

"Sie muss aber nicht nur frei von Industrieinteressen, sondern auch frei von Einflussnahme durch die Krankenversicherer sein."

Ihn empört, dass nach der Vorstellung von Johannes-Magnus von Stackelberg, dem Vize des GKV-Spitzenverbandes, die Entscheidung über das vom Arzt gewählte Medikament an die Krankenkassen übermittelt werden soll.

Das Ziel: Die Kassen sollen damit indikationsspezifisch und patientengruppengenau das Versorgungsgeschehen überwachen und analysieren sowie die Beratung von Ärzten und Patienten gestalten.

"Wenn wir das tun, können wir ja gleich alle Patienten vor einer Verordnung zu ihrer Krankenkasse schicken und fragen, was wir denn nun verordnen dürfen", betonte Dryden. "So wird die GKV zum Big Brother der medizinischen Versorgung."

Alternativvorschlag des KVWL-Chefs

Bei der Warnung, dass Ärzten zurzeit die Informationen fehlen, welche Arzneimittel für welche Patientengruppen einen Zusatznutzen haben, gehe es von Stackelberg nur um vollständige Kostenkontrolle und nicht um die Qualität der Versorgung, warf ihm Dryden vor.

Der KVWL-Chef hat eine Alternative parat. Am Ende der Preisverhandlungen zwischen GKV-Spitzenverband und pharmazeutischen Unternehmen nach einer Nutzenbewertung stünden zwei Werte: die Anzahl der potenziellen Nutznießer und der wirtschaftliche Erstattungspreis.

"Was ist nun einfacher, als aus beiden Werten ein Produkt zu bilden, ein Verordnungsvolumen, bis zu dessen Höhe die Krankenkassen den Preis erstatten?", fragte Dryden.

Nach Überschreitung dieses Volumens könnte das Unternehmen nur noch einen deutlich geringeren Preis von den Kassen verlangen und die Differenz an die Kassen zurückerstatten.

Dieses Prinzip hätte mehrere Vorteile. Die Kassen hätten ein kalkulierbares Preis- und Mengengerüst und die pharmazeutischen Unternehmen einen garantierten Mindestumsatz. Der Pharma-Außendienst würde Ärzte und Patienten zielgenauer informieren.

Der Arzt würde in seiner Verordnungspraxis nicht bedroht und der Patient erhalte das richtige Medikament zur richtigen Zeit. Dryden sagte, er habe das Modell bereits intensiv in Berlin kommuniziert und positive Reaktionen von der Politik und der pharmazeutischen Industrie erhalten. (iss)

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