Frankreich

Arztzahl knickt ein

Ärztemangel bei den französischen Nachbarn: Seit 2007 ist die Zahl der Allgemeinmediziner um 10 Prozent eingeknickt. Gegenmaßnahmen blieben bisher erfolglos.

Von Denis Durand de Busingen Veröffentlicht:

PARIS. In Frankreich ist die Zahl der Ärzte in den letzten Jahren noch stärker als befürchtet zurückgegangen. Laut den neuesten Statistiken der nationalen Ärztekammer wird es 2025 gut ein Viertel weniger Ärzte geben, als es 2007 noch gab.

Ärztekammer und Ärzteverbände rufen nach dringenden Maßnahmen, um den Trend umzukehren. Auch die Regierung versucht, mit konkreten Lösungen die Situation zu verbesser - bis jetzt jedoch mit wenig Erfolg.

Derzeit arbeiten in Frankreich 130 000 niedergelassene Ärzte, darunter 69 000 Allgemeinmediziner, deren Zahl seit 2007 um fast zehn Prozent zurückgegangen ist.

Am schlimmsten ist es in Regionen mit wirtschaftlichen Problemen

Durchschnittlich sind sie 52 Jahre alt, und jeder vierte Arzt ist über 60. In fast allen Regionen geht die Zahl der Allgemeinmediziner zurück, vor allem im Norden, Nordosten und Mittelfrankreich sowie in der Pariser Region. Nur in der Bretagne, entlang der südwestlichen Atlantikküste und in den Alpen nimmt die Zahl der Ärzte leicht zu.

Am schlimmsten betroffen sind Regionen mit wirtschaftlichen Problemen oder einer niedrigen Lebensqualität. In diesen Gebieten arbeiten vorwiegend männliche Ärzte, die in der Regel älter als Ärztinnen sind, sodass ein besonders dramastischer Rückgang zu erwarten ist.

Durchschnittlich arbeiten in Frankreich 133 Allgemeinmediziner pro 100.000 Einwohner, jedoch mit großen regionalen Unterschieden: Die höchste Dichte wird mit 152 pro 100 000 Einwohnern im Südosten registriert, die geringste in Zentralfrankreich mit nur 107 Ärzten auf 100 000 Einwohner.

Obwohl die absolute Zahl der Ärzte in den letzten Jahren mitunter zugenommen hat, ist ein Problem deutlich zu beobachten: Immer weniger Nachwuchs-Mediziner sind bereit, eine Allgemeinarztpraxis zu gründen oder zu übernehmen.

Vergebliche Suche nach Nachfolgern

Viele Ärzte suchen daher vergeblich einen Nachfolger, und immer mehr Dörfer und Kleinstädte rekrutieren verzweifelt. Ärzteverbände und Kammer fordern daher konkrete Maßnahmen, damit Ärzte nach der Weiterbildung eine eigene Praxis gründen oder übernehmen.

Dies erfordert finanzielle sowie berufliche Anreize, sind sich die Verbände einig - etwa die Möglichkeit, Nacht-und Notdienste speziellen Diensten zu überlassen, weil viele junge Ärzte sie nicht mehr leisten wollten. In vielen Regionen bietet die Krankenversicherung bereits höhere Honorare sowie ermäßigte Sozial- und Krankenversicherungsprämien für junge Ärzte, die sich dort niederlassen.

Vor allem Versorgungszentren werden von der Regierung gefördert: In den Praxen sind mehrere Ärzte rund um die Uhr tätig, außerdem arbeiten dort Sozialarbeiter, Schwestern und Krankengymnasten.

Die Verwaltungsarbeit wird von Sekretärinnen übernommen, damit Ärzte mehr Zeit für die Versorgung haben. Von einigen Verbänden werden die sogenannten Arzthäuser bereits als Modell der Zukunft gepriesen - auch mit Blick auf die Nachwuchsgewinnung.

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