Aus dem Ruhestand zurück in die Praxis

Ursula Kleemann hat vor fünf Jahren ihre Praxis in Letzlingen verkauft, doch ihr Nachfolger verließ den Ort wieder. Jetzt kehrt sie mit einem 70 Jahre alten Kollegen in die Praxis zurück, die jetzt von der KV betrieben wird.

Von Petra Zieler Veröffentlicht:
Noch während die neue KV-Praxis offiziell eröffnet wurde, bat Dr. Ursula Kleemann die ersten Patienten in ihr Sprechzimmer.

Noch während die neue KV-Praxis offiziell eröffnet wurde, bat Dr. Ursula Kleemann die ersten Patienten in ihr Sprechzimmer.

© Zieler

LETZLINGEN. Die KV Sachsen-Anhalt (KVSA) hat am 16. September ihre erste eigene Hausarztpraxis im altmärkischen Letzlingen eröffnet. Hier praktizieren zunächst zwei Hausärzte, die auf Stundenbasis honoriert werden. Vertraglich unterstützt wird das Modellprojekt von der AOK Sachsen-Anhalt.

Sanitätsrätin Dr. Ursula Kleemann (69) ist nach fünf Jahren in ihre einstige Praxis zurückgekehrt. Die hatte sie 1994 aufgebaut und bis 2005 betrieben. "Nachdem mein Nachfolger unserem Ort nur fünf Jahre die Treue gehalten hat, stand die Praxis leer. Die Patienten wurden nicht mehr versorgt. Das tat mir in der Seele weh", sagt sie. Um die rund 1500 Letzlinger nicht im Regen stehen zu lassen, mietete die KVSA die Räumlichkeiten, ließ sie sanieren und neu einrichten. Geschäftsführer Martin Wenger: "Zeitgleich bemühten wir uns um die Neubesetzung der Arztstelle." Mit Erfolg!

Ab April 2011 soll hier eine versierte und engagierte Hausärztin praktizieren. Bis es so weit ist, überbrücken Ursula Kleemann und Dr. Wilfried Schielke die Zeit. Die beiden Rentner sichern die täglichen Sprechstunden (25 Stunden pro Woche) ab. Die Freude in Letzlingen ist groß. "Wir haben schon am ersten Tag viele Termine vergeben", sagt Arzthelferin Bianca Diwok.

Der 70 Jahre alte Schielke ist von Hause aus Internist, mit den Schwerpunkten Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes. In der Altmarkgemeinde wird er aber als hausärztlicher Internist praktizieren.

Der Arzt, der bereits zu DDR-Zeiten wissenschaftliche Zusammenhänge zwischen gesunder Lebensweise und der körperlichen Verfassung nachgewiesen hat, will in der Letzlinger Praxis zusätzlich kostenlose Kurse zur gesunden Lebensführung anbieten. "Wer wirklich abnehmen möchte, kann daran teilnehmen", sagt der Arzt, der täglich 20 Kilometer auf dem Ergometer abstrampelt und zwei Bände mit eigenen Gedichten veröffentlicht hat.

"Um die Versorgung auch in ländlichen Regionen sicherzustellen, wollen wir das Modell weiter in die Fläche bringen und Praxen miteinander verbinden", sagt Ralf Dralle von der AOK Sachsen-Anhalt. Die zweite KV-eigene Praxis soll noch 2010 eröffnet werden. Martin Wenger: "Gerade junge Ärztinnen können sich vorstellen, in das Modell einzusteigen. Sie wollen Beruf und Familien besser in Einklang bringen und sich zudem keine finanziellen Belastungen aufbürden." Aber auch Allgemeinmediziner, die noch ein paar Stunden Luft in der Woche hätten, aber nichts mit Organisation und Bürokratie zu tun haben wollen, seien interessiert.

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