Berliner Kassen wollen Frühchen vermeiden

Jedes Jahr kommen in Berlin rund 1700 Säuglinge zu früh zur Welt. Zu viel, finden die Betriebskrankenkassen an der Spree. Jetzt haben sie Gynäkologen und Kliniken ins Boot geholt - und ein großes Vorsorgepaket geschnürt.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:
Frühchen im Inkubator: In Berlin stetzen etliche BKKen auf Schwangerenvorsorge.

Frühchen im Inkubator: In Berlin stetzen etliche BKKen auf Schwangerenvorsorge.

© Fanfo / fotolia.com

BERLIN. Die Betriebskrankenkassen in Berlin setzen auf eine intensivere Schwangerenvorsorge zur Vermeidung von Frühgeburten und Senkung der Kaiserschnittraten.

Während der BKK Landesverband Mitte noch mit der KV Berlin über einen Vertrag nach Paragraf 73c SGB V verhandelt, hat die BKK Verkehrsbauunion zum September einen Integrationsvertrag für Berliner Versicherte gestartet.

Partner der BKK VBU in Berlin sind derzeit 86 Gynäkologen der Verbundversorgung Berlin-Brandenburg, mit der die Kasse weitere Integrationsverträge geschlossen hat. Außerdem wirken das Sana Klinikum Lichtenberg und das St. Gertrauden Krankenhaus mit.

Zusätzliche Screenings und Beratung

Die Kasse bietet den Versicherten im Integrationsprojekt zusätzliche Untersuchungen an. Dazu zählen ein Test auf Schwangerschaftsdiabetes mit dem Glukose-Toleranz-Test, ein Toxoplasmose-Screening und ein B-Streptokokken-Test.

Zusätzlich erhalten Schwangere, die sich in den Partnerkliniken zur Geburt anmelden, spezielle Handschuhe zur Messung des vaginalen pH-Werts, der Hinweise auf mögliche Infektionen gibt, die zu Frühgeburten führen können.

Der zweite Baustein des Vertragsangebotes: "Um den Trend zu immer mehr Kaiserschnitten entgegen zu wirken, haben wir mit den Partnerkliniken vereinbart, dass sie die werdenden Mütter zur natürlichen Entbindung beraten", so BKK-VBU-Chefin Andrea Galle.

Ein ähnliches Versorgungsangebot verhandelt der BKK Landesverband Mitte derzeit mit der KV Berlin unter dem Titel "Hallo Baby". Auch hier geht es um eine erweiterte Schwangerenbetreuung. Neben Beratungen der Schwangeren ist ein Glucose-Toleranz-Test vorgesehen.

Beide Elemente sollen den Ärzten außerhalb der Regelleistungsvolumina vergütet werden. Der Berufsverband der Frauenärzte ist in die Verhandlungen eingebunden, so KV-Vorstandsmitglied Burkhard Bratzke.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Showdown im Vermittlungsausschuss

Krankenkassen warnen vor Scheitern des Zwei-Milliarden-Spargeschenks

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 18.09.201119:41 Uhr

Nicht nur der Weg ist das Ziel, sondern auch die Tat!

Typisch, werden jetzt viele sagen, der Schätzler "überschätzlert" sich mal wieder!

"Berliner Kassen wollen Frühchen vermeiden" ist der ÄZ-Titel. Aber die Umsetzung, die Realisierung und die Arbeit, dieses großartige Ziel zu erreichen? Das dürfen diejenigen machen, die von den Kassen gerne kritisiert werden: Die Ärzte, die sonst immer Krankheiten "erfinden", um sie dann zu heilen vorgeben. Die Patienten zu vermeintlicher Honorarsteigerung viel zu oft wieder einbestellen. Die zu viele, sonst überflüssige technische und laborchemische Untersuchungen machen bzw. veranlassen.

Oder die Hebammen: Ihre Forderungen nach kräftiger Erhöhung der veralteten GKV-Honorarsätze werden von den Kassen abgebürstet; zugleich wird jetzt gehätschelt und für integrative Versorgung geworben.

Schlussendlich die viel gescholtene Pharmaindustrie und Medizintechnik: Jetzt soll die Firma ALERE® Careplan® Vph-Handschuhe, Actim® Prom und Partus oder Triage® PIGF verkaufen und liefern, um Konkretes zu nennen.

"Vermeidung von Frühgeburten und Senkung der Kaiserschnittraten" ist ein hehres Ziel. Da brauchen wir kein PROGNOS-Gutachten des GKV-Spitzenverbands zur Streichung von 12.000 Vertragsarztsitzen in Deutschland! Wir brauchen unverändert Experten/-innen für Gynäkologie, Reproduktionsmedizin, Geburtshilfe und Perinatologie, Sectio caesarea, Intensivstationen für die "Frühchen", aber auch verbesserte bio-psycho-soziale Rahmenbedingungen für werdende Eltern.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Sonderberichte zum Thema

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Den Herausforderungen mit Hopfenextrakt begegnen

© Pixelrohkost / stock.adobe.com

Arztinformation – Hilfe für Patientinnen in den Wechseljahren

Den Herausforderungen mit Hopfenextrakt begegnen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Procter & Gamble Health Germany GmbH, Schwalbach am Taunus
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie erkenne ich Schmerzen bei Menschen mit Demenz, Professorin Miriam Kunz?

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Eine MFA schaut auf den Terminkalender der Praxis.

© AndreaObzerova / Getty Images / iStockphoto

Terminservicestellen und Praxen

116117-Terminservice: Wie das Bereitstellen von TSS-Terminen reibungsloser klappt