Pflegekonferenz

Berliner Plädoyer für die Pflege

Mehr Mut bei pflegepolitischen Entscheidungen verlangt Andreas Westerfellhaus, Pflegebevollmächtigter der Bundesregierung. Ideen wie geringere Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich dürften nicht gleich „zerredet“ werden.

Von Julia Frisch Veröffentlicht:

Berlin. Bei der Frage, wie die Rahmenbedingungen für die Pflegefachkräfte verbessert werden können, müssten die ausgetretenen Wege verlassen werden, sagte Staatssekretär Andreas Westerfellhaus bei der Eröffnung der Berliner Pflegekonferenz.

Man müsse wie Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) den Mut haben, etwas anzupacken und „loszulegen“. Als Beispiel nannte der Pflegebevollmächtigte unter anderem einen Vorschlag, die Arbeitszeit der Pflegefachkräfte ohne Lohnkürzungen zu verringern.

Zwei Krankenhäuser im Frankfurter Raum würden Mitarbeitern nun eine 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich anbieten. Ein Modell „drei Tage arbeiten – drei Tage frei“ werde er, so Westerfellhaus, mit einer großen Uniklinik ausprobieren.

Digitalisierung bietet Chancen

Als weitere wichtige Schritte, die Pflege wieder in einen attraktiven Beruf zu verwandeln, nannte er das Pflegeberufereformgesetz sowie die Digitalisierung. Letztere könne die Beschäftigten in der Pflege entlasten.

Westerfellhaus nahm die im Sommer getroffenen Vereinbarungen zur Konzertierten Aktion Pflege in Schutz. 85 Institutionen hätten sich dort auf eine gemeinsame Vorgehensweise geeinigt. Alle ständen nun im Wort und könnten sich „nicht davonstehlen“.

Lob bekamen Westerfellhaus und die Regierung von Berlins Pflegesenatorin Dilek Kalayci (SPD). Ihr Bemühen, durch Tarifverträge eine bessere Bezahlung der Pflegebeschäftigten zu erreichen, sei richtig. „Arbeitgeber, die nicht verstanden haben, dass Tarifverträge die Branche aufwerten, haben den letzten Schuss nicht gehört“, sagte Kalayci unter Beifall der Zuhörer.

Weitere Verbesserungen nötig

Nicht nur für die Pflegefachkräfte, auch für die pflegenden Angehörigen und Pflegebedürftigen seien weitere Verbesserungen nötig. Die bisherigen Gesetze wie das Pflegezeitgesetz wirkten nicht. Für Angehörige müssten zur finanziellen Absicherung ihrer Leistung Lohnersatzzahlungen eingeführt werden.

Zudem sei es nötig, den Eigenanteil an den Pflegeheimkosten zu deckeln. Ein Antrag der Bundesländer stecke gerade leider fest, „das ist schade“, sagt Kalayci.

Die Senatorin für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung stellte die Vorhaben Berlins vor, mit denen die Stadt die Bedingungen für die Pflege verbessern will. Unter anderem sollen die Heime, welche im Digitale-Versorgung-Gesetz die „Stiefkinder“ seien, an die Telematikinfrastruktur angebunden werden.

Die Berliner Hausärztin Dr. Irmgard Landgraf, die sich durch die telemedizinische Anbindung der von ihr betreuten Pflegeheime bundesweit einen Namen gemacht hat, ist dafür Vorbild. Auch wird Berlin im Bezirk Spandau einen Ausbildungscampus für die (Uni-)Kliniken Vivantes und Charité errichten.

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