Gesundheitspflege-Kongress

Blick in eine zutiefst gespaltene Branche

Der starke Veränderungsdruck in Pflegeberufen führt zu vielen offenen Fragen. Einige davon waren Thema beim Gesundheitspflege-Kongress in Hamburg.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:

HAMBURG. Spezialist oder Generalist, eigene Kammer oder Zersplitterung - Pflegekräfte in Deutschland stehen vor wichtigen Entscheidungen, die ihre persönliche und die Zukunft der größten Berufsgruppe im deutschen Gesundheitswesen entscheidend beeinflussen.

Viele von ihnen, das zeigte der zwölfte Gesundheitspflege-Kongress in Hamburg, haben ihre persönliche Entscheidung in dem dynamischen Umfeld noch nicht getroffen.

"Wir verändern viel, aber verbessern wenig." Diese Feststellung von Professor Martina Roes von der Universität Witten-Herdecke war auf die Durchlässigkeit von der Pflegewissenschaft in die Pflegepraxis gemünzt.

Sie traf damit aber die Stimmung vieler Pflegekräfte zu zahlreichen Themen, die auf dem Kongress diskutiert wurden.

Offene Fragen an Basis, auf Leitungs- und Funktionärsebene

Der starke Veränderungsdruck in der Branche führt zu offenen Fragen an der Basis, auf der Leitungs- und auf der Funktionärsebene. Dies gilt insbesondere für die künftige Ausbildung.

Die Befürworter einer generalisierten Ausbildung für Kranken- und Altenpflege verwiesen auf gute Erfahrungen in Modellprojekten. Kritiker warnten, dass die steigenden Anforderungen Spezialwissen erforderlich machen, das in einer generalisierten Ausbildung nicht vermittelbar sei.

Auch die Zugangsvoraussetzung in den Beruf wurde kontrovers diskutiert. Einerseits erfordern die hohen Ansprüche an die Tätigkeit eine gehobene Schulbildung, andererseits wird damit der Kreis des potenziellen Nachwuchses deutlich kleiner - bei einem stark wachsenden Bedarf an Nachwuchs.

Helfen Pflegekammern dem Berufsstand weiter?

Gespalten zeigte sich die Branche auch in der Frage, ob Pflegekammern dem Berufsstand weiterhelfen. Auf dem Kongress überwogen die Befürworter. Doch bei der jüngsten Abstimmung in Hamburg hatten sie, wie berichtet, eine unerwartete und schmerzliche Niederlage erlitten.

In der Hansestadt, das machten Politiker und Behördenvertreter deutlich, ist man damit bestenfalls noch in der Beobachterrolle, wie andere Bundesländer mit dieser Frage umgehen. Eine Kammergründung in Hamburg somit ist vorerst kein Thema mehr.

Fest steht für Hedwig Francois-Kettner, dass sich Pflegekräfte stärker einmischen sollten, weil sie näher als andere Berufsgruppen am Patienten seien.

"Wir haben uns zu Wort zu melden und Dinge in Frage zu stellen", sagte die frühere Pflegedirektorin der Berliner Charité und amtierende Vorsitzende des Aktionsbündnisses Patientensicherheit. Sie spielte damit auch auf das Verhältnis zwischen Ärzten und Pflegekräften an.

Fest steht auch, dass das Interesse an berufspolitischen Themen unter den Pflegenden hoch ist. Rund 800 Pflegefachkräfte aus allen Versorgungsbereichen interessierten sich für die Themen auf dem vom Springer Medizin Verlag, in dem auch die Ärzte Zeitung erscheint, veranstalteten Kongress.

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