Großbritannien

Brexit schreckt Pflegekräfte aus der EU ab

Statt üblicher 9000 Krankenschwestern und -pfleger pro Jahr kamen 2018 nur noch 900 auf die Insel.

Veröffentlicht:

LONDON. Seit dem Brexit-Referendum vor rund drei Jahren ist die Zahl der qualifizierten Krankenpflegekräfte aus der EU, die nach Großbritannien zum Arbeiten kommen, dramatisch gesunken. Jetzt schlagen britische Klinikärzte Alarm.

Wie aus aktuellen Zahlen des britischen Gesundheitsministeriums hervor geht, kamen vor dem Brexit-Referendum im Juni 2016 jährlich rund 9000 Krankenschwestern und -pfleger aus der EU nach Großbritannien, um dort zu arbeiten.

Die meisten von ihnen arbeiteten im staatlichen britischen Gesundheitsdienst (National Health Service, NHS), der insgesamt mehr als eine Million Menschen beschäftigt.

Jüngste jetzt in London veröffentlichte Zahlen zeichnen dagegen ein dramatisch anderes Bild: Im vergangenen Jahr kamen lediglich rund 900 EU-Krankenschwestern und -pfleger nach Großbritannien, um dort zu arbeiten. In weiten Landesteilen herrscht nach Angaben des britischen Ärztebundes (British Medical Association, BMA) inzwischen ein regelrechter Pflegenotstand.

Bestes Beispiel dafür ist die Hauptstadt London. Dort sind nach Angaben der Krankenpflegergewerkschaft Royal College of Nursing (RCN) inzwischen 13,5 Prozent aller Pflegestellen nicht besetzt, weil es an Bewerbern fehlt. Das heißt: allein in der britischen Hauptstadt fehlen derzeit knapp 9000 Krankenschwestern und -pfleger.

Seit der Entscheidung der Briten, die EU zu verlassen, haben rund 10.000 Pflegekräfte mit in der EU erworbenen beruflichen Qualifikationen das Berufsregister des Nursing and Midwifery Council (NMC) verlassen. „Dass ist alarmierend“, so ein Sprecher in London.

Die Mehrzahl der vom NMC nach ihren Gründen für den Exit befragten Pflegekräften gab an, der Brexit sei der oder zumindest einer der entscheidenden Faktoren gewesen.

Britische Klinikärzte verlangen von der Londoner Regierung Maßnahmen, um mehr qualifiziertes Pflegepersonal ins Land zu locken. Solange freilich unklar ist, wie der Brexit aussieht und wannn er überhaupt kommt, solange dürfte sich die Versorgungslage eher noch verschlechtern. (ast)

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Kommentar zu Großbritannien

Offenbarungseid Gesundheitstourismus

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Blutzuckervariabilität

Wie die Time Below Range das Diabetes-Management verbessert

Let‘s talk about...

Tabuthema Sex: Wie spricht man es in der Sprechstunde an?

Lesetipps
Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung

Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt