Britische Hausärzte hadern mit geplanter Reform

Die Briten schätzen ihre Hausärzte. Doch Reformvorhaben könnten das Vertrauen untergraben, fürchtet der Ärztebund.

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Dicke Luft an der Themse: Die britischen Hausärzte sehen der geplanten NHS-Reform skeptisch entgegen. Sie muss noch durch das Parlament.

Dicke Luft an der Themse: Die britischen Hausärzte sehen der geplanten NHS-Reform skeptisch entgegen. Sie muss noch durch das Parlament.

© avanti / imago

LONDON (ast). Hausärzte sind in Großbritannien die vertrauenswürdigste Berufsgruppe. Neun von zehn Briten sagen von sich, sie würden ihrem Hausarzt "in jedem Fall vertrauen". Zum Vergleich: lediglich jeder fünfte Brite vertraut den Gesundheitspolitikern. Das geht aus einer neuen Umfrage des britischen Ärztebundes hervor.

Wie der Vorsitzende des Ärztebundes (British Medical Association, BMA), Dr. Hamish Meldrum, sagte, müsse der "massive Vertrauensbeweis" der Öffentlichkeit in die Hausärzteschaft "weiterer Ansporn" sein, das Arzt-Patienten-Verhältnis zu schützen.

Die BMA hatte die Meinungsforscher von Ipsos Mori beauftragt, herauszufinden, welchen Berufsgruppen besonders vertraut wird. Befragt wurden mehr als 1000 Patienten.

Die BMA nahm die guten Umfragewerte für Mediziner und besonders für Hausärzte zum Anlass, das Londoner Gesundheitsministerium aufzufordern, Hausärzte nicht fürs Geldsparen finanziell zu belohnen.

In neuen Reformentwürfen für den staatlichen Gesundheitsdienst (National Health Service, NHS), die kürzlich von Gesundheitsminister Andrew Lansley vorgelegt worden waren, steht, dass NHS-Ärzte dafür bezahlt werden können, wenn sie ihren Praxisetat nicht ausschöpfen.

Meldrum: "Das ist eine schlechte Idee. Wenn der Patient das Gefühl hat, der Arzt verschreibt ein Medikament nicht oder überweist nicht zum Facharzt, weil das teuer werden könnte, dann schadet das dem auf Vertrauen basierenden Verhältnis zwischen Arzt und Patient."

Die BMA verlangt vom Gesundheitsministerium, die Pläne zu überdenken. Die Idee, Primärärzte könnten einen Teil aller eingesparten Gelder für sich behalten, sollte "unbedingt gestrichen" werden. Andernfalls werde das Vertrauen in die Hausärzte sinken.

Die konservativ-liberale Regierungskoalition bemüht sich seit Monaten, eine umfangreiche Gesundheitsreform über die parlamentarischen Hürden zu bringen. Bislang mit wenig Erfolg.

Immer wieder müssen Gesetzentwürfe eilig zurückgezogen und neu gefasst werden, weil Einwände seitens der Gesundheitsberufe oder anderer Expertengruppen kommen.

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