Handelsstreit

US-Zölle auf Arzneimittel-Importe: vfa sieht drastische Folgen für Patientenversorgung

EU und USA haben sich auf einen Handelsdeal verständigt – Zölle in Höhe von 15 Prozent auf Medikamente inklusive. Der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen spricht von einem folgenreichen Rückschritt.

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„Dieser Deal bricht mit Grundlagen des transatlantischen Handels“: vfa-Chef Han Steutel.

„Dieser Deal bricht mit Grundlagen des transatlantischen Handels“: vfa-Chef Han Steutel.

© vfa

Berlin. Europäische Union und Vereinigte Staaten von Amerika haben sich im Handelsstreit geeinigt. Künftig werden fast alle europäischen Warenexporte in die USA – Pharmaprodukte eingeschlossen – mit einem Zollsatz von 15 Prozent belegt. US-Präsident Donald Trump hatte zuvor mit einem Zollsatz von 30 Prozent gedroht.

Die Rede ist vom „größten Deal“, es hagelt aber auch Kritik – unter anderem vom Verband der der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa). Der sprach mit Blick auf die Einigung zwischen EU und USA am Montag von einem „folgenreichen Rückschritt für die globale Gesundheitsversorgung und den Innovationsstandort Europa“.

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Die gute Nachricht sei zwar, dass eine Einigung zwischen den USA und der Europäischen Union möglich sei, sagte vfa-Präsident Han Steutel. „Ein Handelskrieg hätte die ohnehin große Unsicherheit noch weiter eskaliert.“

Immerhin kein Handelskrieg

Dennoch seien die Folgen für die Pharmaindustrie „drastisch“, so Steutel. Der Deal breche im Übrigen mit den Grundlagen, auf denen der transatlantische Handel fuße. „Er untergräbt die Regeln der Welthandelsorganisation und er beendet die Errungenschaft des freien Handels mit Medikamenten.“

Laut Pharmaverband könnte der neue Zollsatz nicht nur zu erheblichen Mehrkosten für hiesige Hersteller führen und Jobs in der Branche kosten. Obendrein sei dadruch auch die internationale Patientenversorgung gefährdet.

Standort sichern – wichtiger denn je

Der „zollfreie Austausch von Medikamenten“ sei über Jahrzehnte eine wichtige Grundlage einer reibungslosen Versorgung und engen Kooperation zwischen der EU und den USA gewesen. „Die EU muss dringend gegensteuern – im Sinne der Sicherung des Standorts und der Versorgung“, erklärte Steutel.

Auch die Hauptgeschäftsführerin von Pharma Deutschland, Dorothee Brakmann, betonte: „Für die Branche war der bislang geltende Zero-for-Zero-Zollpakt eine Stärkung der Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit im Sinne einer nachhaltigen EU-Arzneimittelstrategie, die auch in Krisenzeiten Europa durch eigene Pharmastandorte stärkt.“

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erklärte, 15 Prozent Einfuhrzölle auf europäische Warenausfuhren in die USA bedeuteten knapp eine Verzehnfachung der durchschnittlichen Zölle, die vor Trumps zweiter Amtszeit gegolten hätten.

Hoffnungsvoll stimme, dass für ausgewählte Gütergruppen gegenseitig keine Zölle erhoben werden sollten. „Vielleicht kommen auf diese Ausnahmeliste demnächst noch weitere Produkte“, so Ruben Staffa, Außenhandelsexperte und wissenschaftlicher Mitarbeiter beim DIW. (hom)

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