Bürger sprechen sich für ein Streikrecht der Ärzte aus
Ärzte sollen streiken dürfen, meinen fast drei Viertel der Menschen in Deutschland.
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Krankenhausärzte streiken immer wieder mal - und viele Bundesbürger finden das okay.
© Marburger Bund
BERLIN (af/sun). Der Marburger Bund (MB) sieht sich in seinen Forderungen für Tarifpluralität und Koalitionsfreiheit durch eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid bestätigt. Demnach gibt es für die Forderung nach gesetzlich vorgeschriebenen Einheitsverträgen in Deutschland keine Mehrheit.
Die Rückkehr zur Tarifeinheit hatten der Deutsche Gewerkschaftsbund und die deutschen Arbeitgeber gefordert, nachdem das Bundesarbeitsgericht im vergangenen Jahr den Grundsatz "ein Betrieb, ein Tarif" gekippt hatte. Seither kann es in einem Betrieb, auch in Krankenhäusern, mehrere Tarifverträge parallel geben. In der Regel erreiche der MB in Kliniken einen Organisationsgrad von 13 Prozent, die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi komme auf 18 Prozent, heißt es beim MB.
Am Dienstagberät der Koalitionsausschuss darüber, ob die Tarifeinheit gesetzlich geregelt werden soll, immer vorausgesetzt, die aktuellen Ereignisse führen zu keiner Änderung der Tagesordnung. Nicht nur die Forderungen der großen Tarifpartner auf der einen und die der kleinen Spartengewerkschaften wie dem Marburger Bund, der Gewerkschaft der Lokführer und der Pilotenvereinigung Cockpit auf der anderen Seite stehen im Raum. Auch die Wissenschaft hat sich zu Wort gemeldet.
Der Sachverständigenrat hatte in seinem Herbstgutachten dafür plädiert, die Tarifpluralität vorbehaltlos zu akzeptieren. Es habe nach dem Urteil keine Gründungswelle von Spartengewerkschaften gegeben, stellt das Rheinisch-Westfälische Wirtschaftsinstitut in Essen fest.
Laut der Emnid-Umfrage sind 56 Prozent der Befragten dafür, dass in einem Betrieb verschiedene Tarifverträge für die einzelnen Berufsgruppen gelten können. 40 Prozent seien dagegen.
Im Krankenhaus angestellte Ärzte sollen weiterhin für ihre Tarifforderungen streiken dürfen, fanden 72 Prozent der Befragten.