Bundestag beschließt Psych-EntgeltG

Ein neues Entgeltsystem für die Psychiatrie und Abschläge für potenziell alle deutschen Kliniken - der Bundestag hat das Psych-Entgeltgesetz auf den Weg gebracht.

Veröffentlicht:
Genau nachzählen.

Genau nachzählen.

© Tobias Hase / dpa

BERLIN (sun/dpa). Angesichts einer wachsenden Zahl von Operationen müssen Deutschlands Krankenhäuser bei steigenden Behandlungszahlen auch in den nächsten beiden Jahren Mehrleistungsabschläge in Kauf nehmen.

Diese sollen noch in den Jahren 2013 und 2014 gelten, bislang war die Abschlagsregelung unbefristet. Die Kliniken bekommen danach für Behandlungen und Diagnosen, die über dem Plan liegen, 25 Prozent weniger Geld.

Das hat der Deutsche Bundestag am Donnerstag mit den Stimmen der Union und FDP beschlossen. Damit wurde das Gesetz zur "Einführung eines pauschalierenden Entgeltsystems für psychiatrische und psychosomatische Einrichtungen" (Psych-EntgeltG) verabschiedet.

Vor allem die Vergütung für stationäre psychiatrische Leistungen wird somit reformiert. Angelehnt an das DRG-System für somatische Erkrankungen soll die Vergütung künftig über Pauschalen erfolgen.

Allerdings wird das System nicht eins zu eins übertragen: Im Gegensatz zur DRG-Vergütung werden Tagespauschalen verwendet.

Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) betonte, dass damit das Leistungsgeschehen in den entsprechenden Krankenhäusern transparenter werde. Zudem werde ein anteiliger Orientierungswert ab 2013 eingeführt.

"Damit sorgen wir dafür, dass bei Preisvereinbarungen die für die Krankenhäuser relevanten Kostenentwicklungen stärker berücksichtigt werden", sagte Bahr am Freitag in Berlin.

Kritik von Kassen und Kliniken

Der anteilige Orientierungswert löst dann künftig die Grundlohnrate als Obergrenze für den Preisanstieg ab.

Der Orientierungswert wird laut Bundesgesundheitsministerium vom Statistischen Bundesamt auf Basis empirischer Daten zur Kostenentwicklung bei den Krankenhäusern ermittelt.

Zudem erhalten die Krankenhäuser jährlich 280 Millionen Euro zusätzlich. Damit sollen die Tarifsteigerungen anteilig ausgeglichen werden. Aus Sicht der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) ist das nicht genug.

Bereits im Vorfeld hatte sie kritisiert, dass die Tarifhilfe nur ein Drittel der zusätzlichen Kosten aufgefangen werde. "Die restliche Summe müssen die Kliniken alleine stemmen", sagte Georg Baum, Hauptgeschäftsführer der DKG.

Uwe Deh, geschäftsführender Vorstand des AOK-Bundesverbandes, kritisierte, dass hauptsächlich über mehr Geld für Krankenhäuser diskutiert werde. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten eines kleinen Teils der Krankenhäuser seien direkte Folge von Überkapazitäten, so Deh.

Im vergangenen Jahr seien vier von fünf Krankenhäusern wirtschaftlich erfolgreich gewesen. "Man muss nur die aktuellen Bilanzmeldungen lesen, um zu wissen, dass sich daran auch 2012 nichts ändern wird", sagte Deh.

Allein in diesem Jahr würden die Krankenhäuser noch einmal mindestens 2,5 Milliarden Euro von den Krankenkassen zusätzlich erhalten.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Gerhard Leinz 16.06.201218:52 Uhr

Bounszahlungen nicht nur für Banker

Die Anwendung des Fallpauschalsytems nicht nur in der Psychiatrie ist fragwürdig. Die Diuskussion um das Thema "es wird zuviel operiert" zeigt die Lösungswege der Profitorientierten Medizin. Es wird mehr operiert.
In der Psychiatrie könnte der Drehtüreffekt beschleunigt werden.
Fallpauschalen sollten sinnvoll durch Erfolgsorientierte Elemente ergänzt werden. Zum Beipiel nachgelagerte Bonuszahlungen für gute Behandlungen. Dafür lassen sich bei psychischen Störungen leicht Kriterien entwickeln: Z.B. Keine Wiederaufnahmen, Reintegration in den Beruf. Dies würde auch einen Schub für die verbessere Vernetzung von klinischen Behandlungen mit der Nachbehandlungen initieren.

Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Dr. med. Gerhard M. Sontheimer (ANregiomed, Region Ansbach) und Holger Baumann (Kliniken der Stadt Köln, v.l.) haben in der Praxis gute Erfahrungen mit Systempartnerschaften gemacht.

© Philips

Mehr Spielraum für moderne Prozesse in der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Philips GmbH Market DACH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Lungensurfactant

Warum Seufzen der Atmung gut tut

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung