Sachsen

Callcenter in der HzV "ist ohne Vorbild"

In Sachsen reagiert der Hausärzteverband auf die dünner werdende Versorgung. Ein Callcenter soll im HzV-Vertrag mit der AOK Plus Patientenfragen beantworten und Ärzte entlasten.

Von Luise Poschmann Veröffentlicht:

CHEMNITZ/LEIPZIG. Sachsen will mit dem Callcenter-Projekt "Hausarzt24" neue Wege in der hausarztzentrierten Versorgung (HzV) gehen. Grundlage dafür ist ein kürzlich geschlossener Vertrag zwischen dem Sächsischen Hausärzteverband und der AOK Plus nach Paragraf 73b SGB V.

Den Partnern schwebt ein Konzept vor, für das es "in der Art bisher keine Vorbilder" gibt, wie die Vorsitzende des Sächsischen Hausärzteverbandes, Ingrid Dänschel, der "Ärzte Zeitung" sagte.

Zur Unterstützung des Hausarzt-Praxisteams soll ein mit Fachkräften besetztes Callcenter eingerichtet werden, das über die üblichen Sprechzeiten hinaus erreichbar ist. Eingeschriebene Patienten sollen dort eine "abgestufte" Beratung erhalten.

Sollten die Mitarbeiter im Callcenter das Problem nicht selbst lösen können, werden in den nächsten Schritten die Versorgungsassistentin VERAH oder der Hausarzt vor Ort eingebunden, erklärte Dänschel.

Elektronische Patientenakte nötig

Nötig ist dafür allerdings eine elektronische Patientenakte und damit die Zustimmung des Patienten zur Verwendung seiner persönlichen Daten. Die Erfüllung hoher Datenschutzauflagen sei selbstverständlich Voraussetzung, fügte Dänschel hinzu.

Mit dem Projekt sollen die Hausarzt-Praxen im Land entlastet werden. Schließlich stehe Sachsen vor der Aufgabe, "in Zukunft mit weniger Ärzten mehr Patienten versorgen zu müssen", erläuterte Dänschel.

Denkbar ist eine Nutzung des Callcenters vor allem bei Fragen zur Medikamenteneinnahme oder bei unkomplizierten Beschwerden - immer als zusätzliches hausärztliches Versorgungsangebot und nicht als Substitution ärztlicher Leistung, wie die Verbandsvorsitzende betonte. Zunächst richte sich das Projekt nur an chronisch kranke Patienten, sagte sie.

Finanziert wird es über eine Pauschale, die in dem Versorgungsvertrag festgehalten ist: Zehn Euro pro chronisch krankem Patienten pro Quartal stehen für "Hausarzt24" zur Verfügung.

Noch steckt das Projekt in den Kinderschuhen: Der Vertrag ist zum 1. Oktober in Kraft getreten, finanzwirksam wird er zum 1. April 2016. Derzeit werden die Teilnahmeerklärungen angenommen. Dänschel hofft auf eine Beteiligung von rund 1300 Ärzten und 270.000 Patienten in Sachsen.

Die Verbandsvorsitzende sagte, sie sei "sehr froh", dass das Projekt nun Einzug in den Vertrag erhalten habe. Für Dänschel ist "Hausarzt24" allerdings nur ein Baustein für die bessere Versorgung der älter werdenden Bevölkerung in Sachsen.

Das ganze Vertragswerk mit der AOK Plus sei darauf ausgerichtet, erklärte sie. Herzstück ist für Dänschel dabei eine kontaktunabhängige Jahrespauschale von 120 Euro pro eingeschriebenem Patient, die die Ärzte vom "Quartalsdenken" befreien und eine langfristige Versorgung belohnen soll. "Eine kleine Revolution", zeigte sich die Verbandsvorsitzende überzeugt.

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