Britische Ärzte

Die einen wollen weg, die anderen in Rente

Umfrage zeigt: Immer mehr britische Ärzte wollen noch vor dem 60. Lebensjahr aus dem Beruf ausscheiden.

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LONDON. Entweder auswandern oder frühzeitig in Rente gehen - das scheinen die Zukunftspläne von immer mehr britischen Hausärzten zu sein.

Allein die Zahl von Allgemeinmedizinern, die vorhaben, nach Kanada, Australien oder anderswohin auszuwandern, ist laut einer neuen Studie in den vergangenen fünf Jahren um 40 Prozent gestiegen. Das bereitet den Gesundheitspolitikern und Patienten im Königreich zusehens Probleme.

Das britische Gesundheitsministerium gesteht offen ein, dass es in einigen Landesteilen inzwischen "ernsthafte Versorgungslücken im Primärarztsektor" gibt.

"Das ist ein großes Problem für uns und es trifft vor allem Patienten abseits der Ballungszentren", sagte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums der "Ärzte Zeitung".

Auf den Punkt gebracht: Landärzte sind Mangelware.

Primärärztliche Versorgung gefährdet

Die Zahlen sprechen für sich: laut Gesundheitsministerium beabsichtigen inzwischen mehr als die Hälfte aller staatlichen Hausärzte, noch vor Erreichen des 60. Lebensjahres vorzeitig in Rente gehen zu wollen. Damit ist die Zahl der rentenwilligen Ärzte in den vergangenen fünf Jahren deutlich gestiegen.

Eine weitere Verschlimmerung der primärärztlichen Versorgungslage ist nach Angaben des britischen Ärztebunds (British Medical Association, BMA) als Folge einer starken Auswanderung qualifizierter Ärzte zu beobachten.

Länder wie Kanada, Australien und Südafrika sind bei britischen Hausärzten besonders beliebt, da dort zum einen Englisch gesprochen wird und es zum anderen nur sehr wenige berufspolitische Hürden gibt, um dort zu praktizieren.

In den vergangenen fünf Jahren stieg die Zahl der an Auswanderung denkenden staatlichen Hausärzte laut Gesundheitsministerium 40 Prozent.

GMC-Leumundszeugnis ist Voraussetzung

Interessant: im vergangenen Jahr stellte der General Medical Council (GMC), ein Organ der ärztlichen Selbstverwaltung, nach eigenen Angaben für 792 staatliche Hausärzte Leumundszeugnisse aus. Im Vorjahr waren es lediglich 575.

Ein GMC-Leumundszeugnis ("Certificates of Good Standing") ist eine wichtige Voraussetzung, um zum Beispiel in Ländern des Commonwealth wie Kanada und Australien praktizieren zu können.

Junge Mediziner sind außerdem offenbar heute weniger bereit, als Allgemeinmediziner zu praktizieren, als dies noch vor einigen Jahren der Fall war.

Stattdessen bevorzugen junge Akademiker heute mehr und mehr eine Klinikanstellung, weil dort sowohl die Arbeitsbedingungen als auch die Aufstiegschancen deutlich besser sind als in der staatlichen Allgemeinmedizin. (ast)

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Kommentare
Dr. Michael Traub 20.05.201516:10 Uhr

welcome practitioner nurse

Das wollten die Briten, das bekommen sie auch - schließlich ist sie viel billiger, die practitioner nurse!
Und wir werden sie auch bekommen: schließlich ist sie dafür ausgebildet und nicht überqualifiziert wie
ein zum Hausarzt zwangsverpflichteter Internist! Ach, sie sind ja schon da, die Gemeindeschwestern
im Erzgebirge... Das war früher schon so, warum soll es nicht wieder so werden? Dann müßte kein
Politiker mehr Unterstützung des Hausarztes heucheln...

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