Sozio-oekonomisches Panel
Der typische pflegende Angehörige ist weiblich, alt und arm
Mehr Frauen pflegen Angehörige zuhause als Männer – und ärmere Menschen leisten etwas mehr Pflegearbeit als reichere, so eine Analyse. Wieso ist das so?
Veröffentlicht:BERLIN. Pflegende Angehörige mit weniger Geld haben einer Studie zufolge zuletzt etwas mehr Zeit für die Pflege zuhause aufgewendet als reichere. Ablesbar ist das am Einkommen, vor allem aber am Vermögen der Menschen, die zuhause Pflege leisten, wie aus einer neuen Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegt. Pflegebedürftige werden zudem besonders oft von Frauen und Älteren gepflegt.
Die zugrunde liegende Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) stammen allerdings bereits aus dem Jahr 2012. Neue Vermögensdaten lägen noch nicht vor. Er gehe jedoch davon aus, dass die Tendenzen nach wie gültig seien, so Studienautor Maximilian Stockhausen.
Eine Frage des Geldes
Der Erhebung zufolge wandten pflegende Angehörige mit einem Nettovermögen bis rund 3400 Euro im Wochendurchschnitt 3,8 Stunden dafür auf. In der Gruppe mit den höchsten Vermögen, nämlich ab 216.100 Euro, waren es nur 2,2 Stunden. In den zwei gleich großen Gruppen mit den dazwischenliegenden Vermögen waren es 2,3 und 2,5 Stunden. Vermögende, so die Studienautoren, griffen wohl stärker auf Rücklagen zurück und organisierten sich Hilfe.
Wer wenig verdient, so die Studienautoren, könne sich professionelle Hilfe weniger leisten. Oder aber die Angehörigen reduzierten für die Pflege ihre Arbeitszeit und verdienten entsprechend weniger.
Warum niedrige Stundenzahlen?
Dass es sich insgesamt um durchschnittlich recht wenige Pflegestunden handelt, liege daran, dass auch viele leichtere Fälle in die Statistik eingegangen seien, so Stockhausen.
Frauen machten der Erhebung zufolge mit 61,4 Prozent den überwiegenden Teil der Pflegenden aus. Rund 51 Prozent der Pflegenden war zwischen 30 und 60 Jahre alt. 21 Prozent der Pflegenden war zwischen 60 und 70, 23 Prozent sogar über 70 Jahre alt. Die kleinste Gruppe stellten die unter 30-Jährigen mit rund 5,9 Prozent dar. (dpa)