EU-Parlament diskutiert über Arzneimittelfälschung
Eine Richtlinie zur Medikamentensicherheit steht zu Beginn kommenden der Woche auf dem Programm.
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Nach Erkenntnissen der EU-Kommission haben Arzneimitttelfälschung die Dimensionen wie Drogenhandel. © Vartan Nersisian / fotolia.com
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BRÜSSEL (taf). Die jüngsten Fälle von Arzneimittelschwindel in deutschen Apotheken ruft das Europäische Parlament (EP) auf den Plan. Der EP-Gesundheitsausschuss wird am Dienstag über die Richtlinie zur Medikamentensicherheit abstimmen. "Wir beobachten seit geraumer Zeit einen wachsenden Anstieg von Arzneimittelfälschungen und haben Erkenntnisse, dass diese inzwischen eine Dimension wie der Drogenhandel erreicht haben", sagt Holger Krahmer, gesundheitspolitischer Sprecher der Liberalen im EU-Parlament, im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung".
Die EU-Richtlinie sieht vor, dass Verpackungen von Arzneimitteln mit einheitlichen Sicherheitsmerkmalen versehen werden. "Denkbar sind Barcodes, Seriennummern oder fälschungssichere Hologramme wie bei Geldscheinen", so Krahmer.
Nach Angaben der EU-Kommission werden jedes Jahr an den EU-Außengrenzen Millionen gefälschter Arzneimittel gefunden. So wurden zwischen 2005 und 2006 rund 2,7 Millionen Arzneien beschlagnahmt, was eine Steigerung der Fälle um 384 Prozent bedeutet. Die Dunkelziffer liegt noch höher, und die bisher bekannten Zahlen für 2007 und 2008 bestätigen den ansteigenden Trend.
Vor allem der Internethandel eröffnet den Fälschern eine schwer kontrollierbare Plattform. Unter den Top 10 gefälschter Internetarzneien rangieren aber nicht nur Potenz steigernde Mittel, sondern auch Krebstherapeutika.
"Eine absolute Sicherheit kann es nicht geben. Wirksam ist dies natürlich nur in der legalen Apotheke," betont FDP-Mann Krahmer. Patienten, die Medikamente aus dubiosen Quellen erwerben, könnten auch durch Sicherheitsgesetze nicht geschützt werden.
Sollte der Internethandel verboten werden? Dieser Forderung der deutschen Apotheker kommt die geplante EU-Richtlinie nicht nach. Die Richtlinie will die Fälschung bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln bekämpfen. Nicht verschreibungspflichtige Arzneien ebenso einbeziehen zu wollen, schießt nach Ansicht von Krahmer über das Ziel hinaus.
Nach dem Votum im Gesundheitsausschuss will das EU-Parlament im Juni entscheiden.