Gegenwind aus Landesärztekammern

Fernbehandlungsverbot ein heißes Thema auf dem Ärztetag

An strittigen Themen herrscht beim Ärztetag kein Mangel. Im Fokus stehen das Fernbehandlungsverbot, die Notfallversorgung und Anforderungen an ausländische Ärzte.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:
Fernbehandlung: Ein Thema auf dem Ärztetag.

Fernbehandlung: Ein Thema auf dem Ärztetag.

© Andrey Popov / Fotolia

BERLIN. Soll das Fernbehandlungsverbot für Ärzte gelockert werden? Diese Frage dürfte beim 121. Deutschen Ärztetag in Erfurt vom 8. bis 11. Mai heiß diskutiert werden. Die Bundesärztekammer (BÄK) plant eine Lockerung. Doch aus einzelnen Landesärztekammern gibt es Gegenwind.

So hat sich die Landesärztekammer Brandenburg Ende März ausdrücklich gegen Pläne aus der Ärzteschaft verwahrt, die ermöglichen sollen, Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen anhand von Konsultationen per Telefon oder Internet auszustellen. Eine Beratung und Untersuchung ohne den direkten Kontakt zwischen Arzt und Patient berge große Risiken, warnte der Präsident der Landesärztekammer Brandenburg, Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz. Die Ärztekammer Schleswig-Holstein hat sich dagegen am Mittwochabend für eine Lockerung des Fernbehandlungsverbots ausgesprochen.

Keine Verweigerungshaltung

Die Bundesärztekammer strebt dagegen eine Lockerung des Fernbehandlungsverbots an. BÄK-Präsident Professor Frank Ulrich Montgomery wies im Vorfeld des Ärztetages darauf hin, dass die Musterberufsordnung (MBO) schon jetzt kein absolutes, sondern nur ein ausschließliches Fernbehandlungsverbot vorsehe. "Das werden wir sicher weiter lockern", kündigte Montgomery am Donnerstag in Berlin an. Das sei schon im Interesse des Patientenschutzes nötig.

 Die deutsche Ärzteschaft müsse sich hier dem internationalen Wettbewerb stellen und dürfe keine Verweigerungshaltung einnehmen, sondern sollte den Prozess "mit konstruktiven Regelungen" begleiten. Der Goldstandard ärztlichen Handelns bleibe aber das persönliche Gespräch. "Digitale Techniken sind ein wichtiges unterstützendes Instrument, dürfen aber nicht den Goldstandard ärztlichen Handelns ersetzen", sagte Montgomery.

Der BÄK-Präsident bezog auch Stellung zur Neuordnung der Notfallversorgung. Aus seiner Sicht sollte der Zugang möglichst bundesweit einheitlich über die Rufnummer 116.117 erfolgen. Über diese Rufnummer sollten Patienten in den passenden Versorgungsweg gesteuert werden, schlug Montgomery vor. Er appellierte an Krankenhäuser und niedergelassene Ärzte, ihren Streit beizulegen und "ein vernünftiges Miteinander" zu finden. Den Vorschlag des Gemeinsamen Bundesausschusses bewertete er verhalten positiv.

GOÄ auch auf der Tagesordnung

Auf die Tagesordnung des Ärztetages kommen zudem die Anforderungen für den Berufszugang ausländischer Ärzte. 75 Prozent der Ärzte aus Drittstaaten bekommen nach Montgomerys Angaben die Berufszulassung allein aufgrund der vorgelegten Zeugnisse und einer Fachsprachenprüfung. Es sei zu überlegen, ob Ärzten aus Drittstaaten nicht ein Staatsexamen oder ein Äquivalent abverlangt werden sollte, so Montgomery. Er verwies darauf, dass solche Verfahren auch in vielen anderen Ländern üblich seien. "Wir wollen ausländische Ärzte haben, aber wir müssen im Interesse des Patientenschutzes sicherstellen, dass die Ausbildung deutschen Standards entspricht", sagte er .

Auch die Novellierung der ärztlichen Gebührenordnungen wird den Deutschen Ärztetag erneut beschäftigen. Der BÄK-Präsident meldete an, dass die Bundesärztekammer mindestens drei Vertreter in die wissenschaftliche Kommission entsenden will, die laut Koalitionsvertrag im Auftrag der Bundesregierung bis Ende 2019 Vorschläge erarbeiten soll.

Das Gespräch bleibt der Goldstandard ärztlichen Handelns.

Professor Frank Ulrich Montgomery Präsident der Bundesärztekammer

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