Lernen auf Langeoog

Fortbildungswoche wird 60

Pflicht und Angenehmes verbinden: Seit 60 Jahren gibt es auf der niedersächsischen Nordseeinsel Langeoog eine Fortbildungswoche für Hausärzte.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:
Hausarzt Wagenknecht: Themen, die man andernorts kaum findet.

Hausarzt Wagenknecht: Themen, die man andernorts kaum findet.

© Beneker

LANGEOOG. Für Ärzte Fortbildung, für ihre Familien eine Woche im Strandkorb. Die Fortbildungswoche der praktischen Medizin auf der Nordseeinsel Langeoog feiert in diesem Jahr ihr 60-jähriges Bestehen.

"´N Bulken Lüe, dat kennt wi al", sagen die Vermieter auf der Insel, "ein Haufen Leute, das kennen wir schon!" Denn nicht nur Hausärzte fluten jedes Jahr im Sommer die Insel Langeoog, sondern auch Kinderärzte, Notärzte und Psychotherapeuten - jeweils zu eigenen Fortbildungstagen.

Das Treffen der Hausärzte hat aber die längste Tradition, rund 550 kommen zur Fortbildung auf die Insel, darunter auch Weiterbildungsassistenten und nicht-hausärztliche Kollegen. Auch bis Nordrhein-Westfalen oder Thüringen hat sich die Tradition rumgesprochen.

Aller Anfang war klein: "1953 haben wir mit 17 Teilnehmern angefangen", berichtet Hausarzt Dr. Jens Wagenknecht aus Varel, der die Veranstaltung als Beauftragter der niedersächsischen Ärztekammer mitorganisiert.

Vor 60 Jahren reichte auch noch ein Koffer mit Materialien, um die Kurse auszustaffieren. Heute werden Lkw-Ladungen an Bord der Frachtschiffe nach Langeoog gebracht.

Das Fortbildungsangebot erstreckt sich von Sonografie-Kursen oder den Allgemeinmedizin-Updates bis hin zu Palliativkursen, Balintgruppen oder Tipps zur Internetrecherche.

Thema 2012: Der Weg zur Diagnose heute

Doch nicht immer lief es rund für die Weiterbildungsveranstaltung: Vor etwa zehn Jahren hatte der Zustrom der Kollegen nachgelassen.

"Uns brachen die klassischen Kurse wie Koloskopie und Gastroskopie weg und wir haben uns mehr an den aktuellen Bedürfnissen der Kolleginnen und Kollegen, wie etwa Update-Veranstaltungen orientiert", so Wagenknecht.

So entstand das Programm mit Themen, "die man andernorts kaum findet."

Die Angebote werden gerne angenommen, sagt Wagenknecht, auch aus finanziellen Gründen. "Der 40-stündige Palliativkurs bei uns ist zum Beispiel immer noch billiger, als die sonst übliche Palliativfortbildung anderer Anbieter."

Überhaupt - das Geld. Aus Überzeugung verzichtet die Ärztekammer als Organisatorin auf jede Anbieter-Werbung auf der Fortbildungswoche. Zwischen rund 300 und rund 550 Euro müssen die Teilnehmer auf den Tisch legen, um einen der Kurse zu besuchen.

"Entsprechend kritisch sind sie, und wir legen Wert auf eine umfangreiche Evaluation", so Wagenknecht. "Und die Referenten kommen gerne - schon der Insel wegen." Allerdings treten immer seltener prominente Köpfe an sondern Experten aus der Nachbarschaft.

Die Niedersächsische Woche der praktischen Medizin gibt sich also bodenständig und verzichtet zum Beispiel auf ein umfangreiches Beiprogramm aus Golf- oder Malkurse.

Viele haben ihre Familien mitgebracht und gehen während der Freizeit an den Strand. Das Konzept funktioniert. "Einzig Zahl und Größe der Räume begrenzt die Zahl der Teilnehmer", sagt Wagenknecht. Das Thema für 2013 steht auch schon fest: "Der Weg zur Diagnose heute."

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