GBA-Beschlüsse bringen Hersteller in Rage
Sechs Nutzenentscheidungen an einem Tag - aber nur eine deutlich positive. Mit seinen jüngsten Entscheidungen hat der GBA die Industrie gegen sich aufgebracht. Ein Hersteller fordert eine "unverzügliche Neubewertung".
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GBA in Berlin verärgert die Hersteller.
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INGELHEIM/NÜRNBERG (HL). Für das gemeinsam mit Lilly angebotene Antidiabetikum Linagliptin fordert Boehringer Ingelheim einen sofortigen Neustart der Nutzenbewertung.
Enttäuscht reagiert auch Novartis auf die GBA-Bewertung des MS-Präparats Fingolimod.
Bei Linagliptin - hier hatten die Hersteller einen Vergleich mit Sitagliptin bevorzugt, aber auch Daten zu der vom GBA vorgegebenen Vergleichstherapie Metformin und Glibenclamid eingereicht - hat der GBA aus formalen Gründen keinen Zusatznutzen gesehen.
Das Angebot des Bundesausschusses, nach einem Jahr neu in die frühe Nutzenbewertung zu starten, hält der Deutschland-Chef von Boehringer Ingelheim, Dr. Engelbert Günster, für unzureichend.
Novartis fordert regelmäßigen Austausch
Er fordert, mit vorhandenen Daten und einem neu aufbereiteten Dossier unverzüglich in eine Neubewertung einzusteigen. Linagliptin wird wegen des ungewissen Ausgangs der Preisverhandlungen weiterhin nicht auf dem deutschen Markt angeboten.
Für Fingolimod, dem ersten oralen MS-Präparat, hat der Bundesausschuss nur für eine Subgruppe von Patienten einen Hinweis auf einen geringen Zusatznutzen gesehen.
Das Ergebnis dieser Bewertung sei "enttäuschend", so der Medizinische Direktor von Novartis, Professor Lothar Färber.
Einen Teil der Daten aus Zulassungsstudien habe das IQWiG nicht bewertet, weitere, dem Bundesausschuss nachgereichte Informationen seien als unzureichend eingestuft worden.
Aufgrund dieser Erfahrungen fordert Novartis einen regelmäßigen Austausch aller am Prozess Beteiligten.