Ruf nach Strukturreformen
Größte Betriebskrankenkasse will Krankheiten entlang von Versorgungspfaden behandelt sehen
Die Siemens-Betriebskrankenkasse will Patienten auf geordnete „Reisen“ schicken. Symptomchecker und Videosprechstunden sollen dabei helfen – und Ärztinnen und Ärzte entlasten. Der Wegfall von Budgetvorgaben ist der Kasse ein Dorn im Auge.
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Auf „Patientenreise“: Videosprechstunden und Symptomchecker sollen Ärztinnen und Ärzte entlasten, schlägt die SBK vor.
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Berlin/München. Vertreter der Krankenkassen drängen die Politik zu tiefgreifenden Umbauten im Gesundheitssystem.
Außer akuten Entlastungsmaßnahmen für die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) brauche es Strukturreformen für eine patientenorientierte Versorgung durch Ärztinnen, Ärzte, Pflegefachkräfte und andere Gesundheitsberufe, meldete sich am Montag – pünktlich zum Ende der parlamentarischen Sommerpause in Berlin – die Chefin der Siemens-Betriebskrankenkasse (SBK), Dr. Gertrud Demmler, zu Wort.
Wie zuvor bereits andere Kassenchefs, mahnte auch Demmler eine Rückkehr zu einer verlässlichen einnahmenorientierten Ausgabenpolitik an. Über die kurzfristige Stabilisierung hinaus brauche es eine „echte Grundsatzreform“.
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Konkret schlägt die SBK, die mit gut 1,1 Millionen Versicherten die größte Betriebskrankenkasse (BKK) in Deutschland ist, Krankheiten entlang von Versorgungspfaden zu behandeln. Dabei seien analoge und digitale Angebote zu verknüpfen und Betroffenen bei der Wahl des für sie passenden Angebots Orientierung zu geben.
„Viele Anliegen sind ohne Praxisbesuch lösbar“
Beim Einstieg in die „Patientenreise“ könnten digitale Services wie „Symptomchecker“ oder Videosprechstunden erste Anlaufstellen für Patienten sein, schwebt der Kasse vor. Knappe Zeitressourcen von Arzt- und Praxispersonal ließen sich so obendrein „schützen, weil viele Anliegen ohne Praxisbesuch lösbar sind“.
Der Vorschlag zielt auch auf die aktuelle Diskussion um lange Wartezeiten auf Termine beim Facharzt ab. Patientenorientierte Versorgungspfade, schreibt die SBK, bedeute eben auch, „eine gute Organisation der Mitbehandlung von Fachärzten oder in stationären Einrichtungen“ sicherzustellen.
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Dringliche Anliegen müssten dabei Vorrang haben, unnötige Untersuchungen vermieden werden. Schlussendlich gehe es darum, die „diskriminierende Praxis beim Zugang zu Facharztterminen und stationärer Versorgung“ zu beenden.
Nicht länger immer neue Finanztöpfe kreieren
Ins Visier der Kasse geraten auch die Honorare im niedergelassenen Bereich. Neben der allgemeinen Preisdynamik hätten Ärztinnen und Ärzte in den vergangenen Jahren weitere Zuschläge bekommen – darunter Sonderprämien bei Terminvermittlungen.
Addiere man den Wegfall von Budgetvorgaben hinzu, summiere sich das Ganze kostenmäßig auf rund 1,5 Milliarden Euro. „ Solche Regelungen sind dauerhaft nicht tragbar“, schreibt die SBK – und fordert: „Die Praxis, neue Finanztöpfe zu kreieren muss, sofort beendet werden.“ (hom)