Grüne gehen auf die Ärzte zu

Die Grünen nähern sich Ärzten an, bleiben aber vorsichtig. Der Grüne Ärztetag war ein erster Schritt aufeinander zu. Klare Positionen waren den Grünen nicht zu entlocken.

Von Sunna Gieseke Veröffentlicht:
Grünenchef Trittin: An den Ärzten kommt keiner vorbei.

Grünenchef Trittin: An den Ärzten kommt keiner vorbei.

© dpa

BERLIN. Es war vor allem ein erstes Beschnuppern: Kurz vor dem Deutschen Ärztetag in Kiel haben die Grünen zu einem eigenen Ärztetag nach Berlin geladen. Die Grünen wollen sich zunehmend um die Belange der Ärzte kümmern, so die Ankündigung. Vor allem wohl auch, weil an den Ärzten keiner vorbei käme, weiß Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin.

Allzu klare Positionen gegenüber der Ärzteschaft einzunehmen, dazu ließen sich die Grünen jedoch noch nicht hinreißen. Und schon gar nicht werde man alle Forderungen der Ärzte "bruchlos" übernehmen, gab sich Trittin vorsichtig.

Schwachstellen im Gesundheitssystem erkennen die Grünen aber sehr wohl. Bisher setze das System zu wenig auf Prävention, so Grünen-Politiker und Arzt Harald Terpe.

Gerade Prävention könnte in Anbetracht des demografischen Wandels den Menschen die Möglichkeit bieten, gesünder zu altern. "Künftig wird es mehr chronisch kranke Menschen geben", so Terpe. Diese Entwicklung erfordere von Ärzten und anderen Gesundheitsberufen mehr Teamwork.

Nach Ansicht von Professor Friedrich Wilhelm Schwartz, Vorsitzender des Instituts für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung in Hannover, werden sich jedoch nicht nur Krankheitsbilder, sondern damit auch massiv das Arztbild wandeln.

Nicht nur Kosmetik: "Eine Systemreform muss her"

Die gesamte Medizin werde zunehmend ökonomisiert. "Es ist eine ganze Systemreform notwendig und nicht nur ein bisschen Kosmetik", so Schwartz. Ob es jedoch eine Über-, Unter- oder Fehlversorgung gebe, müsse differenziert diskutiert werden. Die Debatte dürfe sich keinesfalls auf Überlegungen beschränken, wie man "Ärzte mit Gewalt aufs Land bringen" könnte.

Ärzte seien "extrem überlastet", betonte Schwartz. Das sei eher vom "Systemdesign" als von der Arztzahl abhängig. Immerhin behandeln deutsche Ärzte nach Angaben des IQWiG jede Woche im Durchschnitt 242 Patienten. In Ländern wie zum Beispiel Frankreich, Niederlande oder England seien es lediglich 51 bis 171.

Das führe dazu, dass Ärzte sich steigenden beruflichen und arbeitsorganisatorischen Belastungen ausgesetzt fühlten, sagte Schwartz. Das senke die Arbeitszufriedenheit. Das zu reflektieren sei wichtiger als die Eckpunkte zum Versorgungsgesetz, denn die enthielten nur "Gerangel um Zuständigkeiten" und einen "bloßer Verteilungsplan" für Ärzte.

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