KV und Kammer

Hamburger Ärzte kritisieren Auflösung der Gesundheitsbehörde

Dass Hamburg künftig auf eine eigenständige Gesundheitsbehörde verzichtet, stößt bei der Ärzteschaft auf Unverständnis. KV-Chef Plassmann warnt, Gesundheitsthemen dürften nicht zum „fünften Rad am Sozialwagen“ werden.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Peter Tschentscher, Erster Bürgermeister in Hamburg, bei der Vorstellung des Koalitionsvertrags.

Peter Tschentscher, Erster Bürgermeister in Hamburg, bei der Vorstellung des Koalitionsvertrags.

© Christian Charisius/dpa

Hamburg. Hamburg verzichtet künftig auf eine eigenständige Gesundheitsbehörde. Das Ressort wird mit eigener Staatsrätin in die Behörde von Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) integriert. Ärztekammer und KV in der Hansestadt warnen davor, dem Thema Gesundheit künftig zu geringen Stellenwert beizumessen.

Die alten und neuen Hamburger Regierungspartner SPD und Grüne haben sich in ihren Koalitionsverhandlungen darauf verständigt, die Gesundheitsbehörde aufzulösen. Schon Monate zuvor hatte die langjährige Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) ihren Verzicht auf eine weitere Amtszeit angekündigt.

Falsches Signal zum falschen Zeitpunkt

Hamburgs Ärztekammer-Präsident Dr. Pedram Emami forderte als Reaktion darauf von der Politik, Gesundheit weiterhin als Schwerpunkt zu begreifen. Die Auflösung könne „als falsches Signal missverstanden werden, ausgerechnet jetzt, wo der Gesellschaft einmal mehr die zentrale Bedeutung des Themas Gesundheit klar geworden ist“, warnte der Kammerpräsident.

Die KV sprach von einem „koalitionären Personalgeschacher“ und machte auf den Stellenwert der Gesundheit aufmerksam. Der KV-Vorsitzende Walter Plassmann verwies auf die leistungsfähigen Versorgungsstrukturen, die im Koalitionsvertrag kaum erwähnt werden – aus seiner Sicht kann dies auch als gutes Zeichen gewertet werden, denn: „Die ambulante Versorgung ist in der Verantwortung der Selbstverwaltung von KV und Krankenkassen sehr gut aufgehoben“, wie Plassmann meint.

Sein Vertrauen, dass die neue Regierung dies auch so sieht, ist aber nicht besonders ausgeprägt. „Wir müssen aufpassen, dass Gesundheitsthemen nicht zum fünften Rad am Sozialwagen werden“, sagte Plassmann.

Lesen sie auch
Schlagworte:
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen