Hausärzte-Initiative holt Fachärzte aufs Land

Der Facharztmangel auf dem Land ist in vielen Ländern Alltag. In der Südwestpfalz, zwischen Pirmasens und Kaiserslautern, bieten niedergelassene Fachärzte Sondersprechstunden in den Praxen von Hausärzten an. Die KV hat die Berufsausübungsgemeinschaft genehmigt.

Von Marion Lisson Veröffentlicht:
Urologe Dr. Horst Brenneis aus Primasens (hier mit seiner Frau Silvia) kommt alle 14 Tage für die Sprechstunde nach Waldfischbach-Burgalben.

Urologe Dr. Horst Brenneis aus Primasens (hier mit seiner Frau Silvia) kommt alle 14 Tage für die Sprechstunde nach Waldfischbach-Burgalben.

© Axel Motzenbäcker

WALDFISCHBACH-BURGALBEN. Um dem Facharztmangel auf dem Lande etwas entgegen zu setzen, haben niedergelassene Mediziner in und um Pirmasens jetzt eine neue Initiative gestartet. Im ländlich gelegenen Örtchen Waldfischbach-Burgalben bieten seit einigen Wochen der Urologe Dr. Horst Brenneis aus Pirmasens, die Chirurgen Dr. Sabine und Dr. Michael Lojer und die Gynäkologen Dr. Barbara und Dr. Hans Peter Schwehm aus Dahn in einer Hausärztlichen Berufsausübungsgemeinschaft (BAG) Sondersprechstunden an. Die Genehmigung für ihre Nebenbetriebsstelle haben sie von der KV Rheinland-Pfalz erhalten.

"Es geht nicht, dass unsere älteren Menschen sich stundenlang auf den Weg zum Facharzt in der Stadt begeben müssen", warnt Allgemeinarzt und Diabetologe Wolfgang Leidecker. Er ist einer von fünf Praxischefs der BAG in Waldfischbach-Burgalben, in deren Praxisräumen die Facharztkollegen aus der rund 17 Kilometer entfernten Stadt ihre Sondersprechstunden abhalten.

Inzwischen nehmen mehr als 20 Patienten das Angebot an

Urologe Brenneis kommt beispielsweise alle 14 Tage. Bereits bei seiner ersten Vormittagssprechstunde auf dem Land nutzten 15 Patienten seinen Service. Bei der zweiten Sprechstunde kamen schon 20 Patienten. Labor- und Ultraschalluntersuchen sind möglich. Für endoskopische Untersuchungen müssen die Patienten naturgemäß Brenneis Praxis in Pirmasens aufsuchen.

"In strukturschwachen Regionen ist dieses Projekt eine zukunftsfähige Form der Kooperation, um uns als Ärzte unverzichtbar zu machen", begrüßt Dr. Ralf Schneider, Vorstandsvorsitzender von Medi Südwest, die Initiative. Gerade das Miteinander von Haus- und Fachärzten freue ihn als Medi-Chef besonders.

Seit zwei Jahren verfolgt Hausarzt Leidecker, der auch Vorstandsmitglied des Ärztenetzes Süd-West ist, die Idee, in den Praxisräumen der rund 400 Quadratmeter großen Berufsausübungsgemeinschaft Sondersprechstunden von fachärztlichen Kollegen zu ermöglichen. Seit Anfang 2008 existiert die BAG, die am Rande des Pfälzer Waldes zwischen Pirmasens und Kaiserslautern gelegen ist.

"Wir wollten nicht klagen, sondern haben die Initiative ergriffen, Investitionen getätigt und Kollegen für unsere sicherlich in dieser Form neuartige Idee gewinnen können", bestätigt auch Axel Motzenbäcker, Geschäftsführer der BAG und des Ärztenetzes Süd-West.

Initiative will keine Konkurrenz zu Praxen vor Ort

Weitere Fachärzte sollen folgen. Ob dies gelingen wird, muss sich noch zeigen. In der Tat scheiterten bislang zwei Fachärzte vor der KV mit ihren Anträgen für eine Nebenbetriebsstelle in Waldfischbach-Burgalben. Bei der KV selbst will man sich dazu nicht äußern. "Hierbei handelt es sich um laufende Verfahren, zu denen wir leider keine Stellungsnahme abgeben können", teilt Alexandra Mende von der KV auf Anfrage mit.

Man wolle mit diesem Projekt von Seiten des Ärztenetzes natürlich auch Flagge setzen, betonen die Initiatoren. Langfristig sei es Ziel, mit den Krankenkassen über IV-Verträge zu verhandeln, berichtet Motzenbäcker. Für Hausarzt Leidecker ist seit Jahren klar: Der Mediziner von morgen muss aufrüsten und sich mit anderen zusammenschließen. Und noch etwas liegt ihm auf dem Herzen: "Wir wollen auf keinen Fall für ortsansässige Kollegen eine Konkurrenz aufbauen", sagt er. Ziel des Projektes sei es einzig, Facharztrichtungen in die Südwestfalz zu holen, die es hier leider nicht mehr gebe.

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