Baden-Württemberg

Hausärzte im Schnitt 55 Jahre alt

Bald jeder dritte Hausarzt ist 60 Jahre oder älter. Und der Nachwuchs wählt oft den Halbtagsjob.

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STUTTGART. Baden-Württembergs KV-Vize Dr. Johannes Fechner hat sich dafür ausgesprochen, dass Ärzte im Notfalldienst selber Medikamente abgeben dürfen.

Angesichts einer älter und immobiler werdenden Gesellschaft müsse darüber nachgedacht werden, sagte Fechner bei der Vorstellung des KV-Versorgungsberichts für 2012.

"Es ergibt keinen Sinn, wenn der Arzt nachts zwar einen Hausbesuch macht, die kranken Patienten sich aber dann doch auf den Weg zur nächsten Apotheke machen müssen", so Fechner.

Große Sorgen macht der KV die Nachbesetzung von Hausarztpraxen. Der KV-Vize geht davon aus, dass in den kommenden Jahren bis zu 500 Praxen nicht nachbesetzt werden können.

Anders als in den Vorjahren ist die Zahl der Hausärzte aber nicht mehr gesunken. Sie stieg geringfügigum 0,1 Prozent auf 7984.

Vergleicht man aber die Jahre 2007 und 2012, so zeigt sich ein Rückgang der Hausarztzahl um 0,8 Prozent. Fachärzte konnten im gleichen Zeitraum dagegen einen Zuwachs um 11,1 Prozent auf 11.857 verzeichnen.

KV-weit hat sich die Arztzahl in der Fünfjahres-Periode um 6,3 Prozent erhöht. Als einen Grund für die Zunahme bei den Fachärzten nannte Fechner, dass sich neue fachärztliche Gruppen in der ambulanten Versorgung etablieren, etwa Strahlentherapeuten und Transfusionsmediziner.

Hausärzte im Schnitt 55 Jahre alt

Weiteres Problem für die langfristige Sicherstellung der Versorgung: Die Vertragsärzte werden durchschnittlich immer älter.

Im vergangenen Jahr sind Hausärzte im Schnitt 54,6 Jahre alt gewesen, 2011 waren es noch 54,1 Jahre.

Etwas jünger sind Fachärzte - hier beträgt der Durchschnitt 52,8 Jahre (2011: 52,5 Jahre). Mittlerweile sind 31 Prozent der Hausärzte 60 Jahre oder älter, im Versorgungsbericht für 2011 war dieser Anteil noch mit 28 Prozent beziffert.

An versorgungspolitischer Brisanz gewinnt diese Alterung dadurch, dass immer mehr - vor allem jüngere - Ärzte angestellt arbeiten. Ihre Zahl hat von 1665 (2011) auf 1942 (2012) zugenommen.

Das sind rund 9,5 Prozent aller ambulant arbeitenden Ärzte und Psychotherapeuten. Von diesen Ärzten arbeiten 53 Prozent nur bis zu 20 Wochenstunden, etwas mehr als ein Drittel der angestellten Mediziner arbeitet über 30 Stunden.

Für KV-Vize Fechner bedeutet das: "Auch wenn wir eine Praxis nachbesetzen können, werden dort nicht mehr so viele Patienten versorgt werden können. Es steht weniger Arztzeit zur Verfügung."

Allgemeinmedizin: 75 Prozent Frauenanteil bei Ärzten in Weiterbildung

Radikale Verschiebungen gibt es beim Anteil von Frauen und Männern in den einzelnen Arztgruppen. In der Altersgruppe der 60- bis 64-Jährigen sind Ärztinnen mit 28 Prozent vertreten, bei den 28- bis 39-Jährigen machen Medizinerinnen 53 Prozent aus.

In der Allgemeinmedizin beträgt der Frauenanteil bei den Ärzten in Weiterbildung dagegen 75 Prozent. 112 junge Ärzte haben im Jahr 2012 ihre Facharztprüfung für Allgemeinmedizin absolviert.

Unterdessen hat das Landessozialministerium auf Erfolge bei seinem Landärzteprogramm verwiesen. Auf Basis des Programms können Allgemeinärzte, Pädiater sowie hausärztlich tätige Internisten bis zu 30.000 Euro Landesförderung erhalten, wenn sie in einer ländlichen Region arbeiten, die vom Ministerium als Fördergebiet ausgewiesen ist. Im September hätten 25 Förderanträge aus 28 Landkreisen vorgelegen, teilte das Sozialministerium mit.

500.000 Euro wurden als Förderung bereits bewilligt, zwei Millionen Euro enthält der Fördertopf insgesamt.Der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion Stefan Teufel forderte die Landesregierung auf, das Förderprogramm aufzustocken.

Zudem müsse das Land vermeintlich "weiche" Standortfaktoren aufwerten, um Anreize für Ärzte zur Arbeit auf dem Land zu schaffen. Teufel nannte als ein Beispiel den Bürokratieabbau für Ärzte. (fst)

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