Bedarfsplanung

Hecken empfiehlt Tiefenentspannung

Josef Hecken, Chef des Gemeinsamen Bundesausschusses, sieht keinen Grund zur Aufregung bei der neuen Bedarfsplanung. Denn die Verhältniszahlen von Ärzten und Einwohner sei nicht in Stein gemeißelt.

Von Robert Büssow Veröffentlicht:
GBA-Chef Hecken zeigt sich überzeugt, dass eine Korridorlösung statt einer starren Verhältniszahl bei der Bedarfsplanung besser gewesen wäre.

GBA-Chef Hecken zeigt sich überzeugt, dass eine Korridorlösung statt einer starren Verhältniszahl bei der Bedarfsplanung besser gewesen wäre.

© IPON / imago

ERFURT. Der Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA), Josef Hecken, empfiehlt "Tiefenentspannung" bei der Diskussion über die neue Bedarfsplanung. Er riet den Ländern, gegebenenfalls von ihrer Abweichoption Gebrauch zu machen.

Hecken sagte bei einem gesundheitspolitischen Abend der Barmer GEK in Erfurt, der GBA habe zwar die Verhältniszahl von Hausarzt pro Einwohner von einer Korridorlösung auf einen nunmehr pauschalen Wert umgestellt.

Gleichzeitig habe man dafür gesorgt, dass die Planungsausschüsse der Länder wieder davon abweichen können. "Das heißt, wenn die Verhältniszahl in Thüringen nicht sachgerecht ist - in Berlin ist sie das -, kann der Zulassungsausschuss die Zahl verändern", so Hecken.

Besonders umstritten ist in Thüringen derzeit die neue Bedarfsplanung, die vor allem bei den Hausärzten für Verwerfungen gesorgt hat. Die Zahl offener Sitze hat sich mehr als halbiert.

Thüringens KV-Geschäftsführer Sven Auerswald kritisierte, dass damit die Verantwortung auf die Länder verlagert werde. Hecken betonte, dass es die Landesgesundheitsminister waren, die auf diese Ausweichmöglichkeit bestanden hatten.

"Ich persönlich hätte bei den Hausärzten lieber den Korridor gehabt, weil man so besser auf regionale Besonderheiten eingehen kann", räumte Hecken ein.

Behutsame Sektorenöffnung

Mit besonderem Interesse verfolgten KV und Vertreter der Krankenkassen die Äußerungen zur ambulanten spezialisierten Versorgung (ASV). Bis Jahresende werde es konkrete Richtlinien zu den Krankheitsbildern geben, für die erstmals die Sektorengrenzen gesprengt werden sollen, so Hecken.

Befürchtungen, zu hohe Qualitätsanforderungen, die in Praxen nicht mehr erfüllt werden können, hätten das Potenzial die doppelte Facharztschiene zu vernichten, wiegelte der GBA-Chef ab.

"Das ist nicht meine Absicht. Ich glaube, wir sind mit der doppelten Facharztschiene in den vergangenen Jahren sehr gut gefahren."

Trotzdem werde man mit der Sektorenöffnung behutsam umgehen und nur Krankheitsbilder freigeben, bei denen die Missbrauchsgefahr wegen hoher Diagnosesicherheit (onkologische Erkrankungen) oder geringer Verbreitung (etwa Mukoviszidose) gering sei.

"Härtetest" für die ASV seien vermutlich rheumatologische Erkrankungen, bei denen eine gewisse Gefahr der Mengenausweitung bestehe. Hecken forciert dennoch den Dammbruch.

Es müsse ein Teil des Versorgungsauftrags auf die Krankenhäuser übergehen, wo die Sicherstellung durch ambulante Ärzte nicht klappe. Hecken weiter: "Ich vermag es nicht einzusehen, wenn die KV irgendwo einen Arzt als Angestellten hinsetzt, während es ein Krankenhaus in der Nähe gibt."

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