Heftiger Streit um ambulante Chemotherapie

Zwischen niedergelassenen Onkologen und Brustzentren schwelt in Hannover seit Jahren ein Streit über die Versorgung von Brustkrebspatientinnen. Für die Kliniken steht neben Umsatz auch die Zertifizierung auf dem Spiel.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:
Chemotherapie: In Niedersachsen sorgt sich derzeit für Zündstoff.

Chemotherapie: In Niedersachsen sorgt sich derzeit für Zündstoff.

© Mathias Ernert

HANNOVER/HAMELN. Wer darf ambulante Chemotherapien anbieten? In Hannover streiten rund 30 niedergelassene Onkologen mit vier Krankenhäusern, die in ihren Brustzentren Patientinnen ambulant chemotherapeutisch versorgen.

Das Volumen ist erheblich. Der Streit dreht sich nach Angaben des Niedersächsischen Ersatzkassenverbandes (vdek) um 400 Fälle pro Quartal. Für die Krankenhäuser steht neben dem Umsatz auch die Zertifizierung auf dem Spiel.

Denn um als Brustzentrum nach drei Jahren rezertifiziert zu werden, muss es laut Onkozert pro Jahr 150 Primär-Fälle vorweisen. 100 Primärfälle braucht es, um zum ersten Mal zertifiziert zu werden.

Der Streit schwelt bereits seit Ende 2010. Damals verlängerte der Zulassungsausschuss die Ermächtigungen der Ärzte von vier Brustzentren. Darauf legten rund 30 niedergelassene Onkologen beim Berufungsausschuss "Drittwiderspruch" ein, der vom Ausschuss abgelehnt wurde.

Die Kollegen klagten vor dem Sozialgericht Hannover. Sowohl Klage als auch Drittwiderspruch haben aufschiebende Wirkung. "Die stationären Mitbewerber sind damit für neue Patientinnen vorerst aus dem Rennen", so Hanno Kummer, Sprecher des vdek.

Kapazitäten woanders besser eingesetzt?

In Hameln liegen die Dinge ähnlich: Hier hat sich sogar eine Patienteninitiative gebildet, die sich für den Erhalt der Ermächtigungen im Sana Klinikum Hameln/Bad Pyrmont einsetzt.

Hier wurde allerdings eine Teillösung erzielt, nachdem die Klinik unter anderem auch den Patientenbeauftragten der Bundesregierung, Wolfgang Zöller (CSU), eingeschaltet hatte.

"Durch die Rücknahme des Widerspruchs verfügt das Hamelner Brustzentrum nun wieder über eine Ermächtigung zur Durchführung von Mammografien", so das Klinikum.

Das Problem trete immer dann auf, wenn sich in der Umgebung von Brustzentren entsprechende Spezialisten niederlassen, sagt Hanno Kummer.

Es gebe offenbar Kapazitäten, die woanders besser eingesetzt wären, "denn warum gehen die niedergelassenen Onkologen nicht gegen Kollegen vor, die sich zusätzlich niederlassen wollen, sondern nur gegen diejenigen aus den Brustzentren?"

Rechtlich indessen spricht viel für die Niedergelassenen. Detlef Haffke, Sprecher der KV Niedersachsen, argumentiert: "Es gilt nach wie vor ambulant vor stationär."

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Vertreterversammlung

KV Nordrhein ruft Schiedsamt wegen Honorarvolumen 2026 an

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Schematische Wirkprinzipien verschiedener immuntherapeutischer Ansätze beim Multiplen Myelom

© Johnson & Johnson

Therapie des Multiplen Myeloms

Ebnet die Präzisionsmedizin den Weg zur funktionellen Heilung dieser Neoplasie?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Janssen-Cilag GmbH, Neuss
Abb. 1: APPULSE-PNH-Studie: Hämoglobin-Werte und ARC während des 24-wöchigen Studienzeitraums

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie (PNH)

Nach Umstellung auf Iptacopan: Hämoglobin-Wert klinisch relevant verbessert

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Tab. 1: Im Rahmen des Ringversuchs eingesetzte Anti-Claudin-18.2-Antikörperklone: Erfolgsraten und Problemanalyse. Berücksichtigt wurden Antikörper, die in 2 Laboren verwendet wurden

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Adenokarzinom des Magens/gastroösophagealen Übergangs

Claudin-18.2-Testung – wichtige Aspekte in der Praxis

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Astellas Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

5 Kriterien der Charité

ME/CFS-Diagnose: So gehen Sie in der Hausarztpraxis vor

Neuer Verschlüsselungsalgorithmus in der TI

gematik verlängert Frist für Austausch der E-Arztausweise

Lesetipps
Vier mittelalte Frauen laufen gemeinsam über eine Wiese und lachen.

© Monkey Business / stock.adobe.com

Wechseljahre

5 Mythen rund um die Perimenopause: Eine Gynäkologin klärt auf

Eine Frau hält sich den schmerzenden Nacken fest

© Kay Abrahams / peopleimages.com / stock.adobe.com

Neue Therapieoptionen

Fibromyalgie: Was bringen Apps, TENS und Cannabis?