Assistierter Suizid

Hospizverband warnt vor Liberalisierung von Sterbehilfe

Mehr als 44 Prozent aller Suizide wurden 2022 in Deutschland von Menschen über 65 Jahren begangen. Assistierte Suizide werden in der Statistik nicht gesondert ausgewiesen. Dennoch mahnt der Deutsche Hospiz- und Palliativverband, dass eine Liberalisierung der Sterbehilfe vor allem ältere Menschen unter Druck setzen könnte.

Veröffentlicht:

Osnabrück. Alte und kranke Menschen könnten unter einer Liberalisierung von Sterbehilfe leiden: Davor warnt der Deutsche Hospiz- und Palliativverband. Es gebe „Angehörige, die von ihren alten Verwandten erwarten, Schluss zu machen, um beispielsweise das Pflegeheim nicht mehr bezahlen zu müssen“, sagte der Verbandsvorsitzende Winfried Hardinghaus der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Montag). Zugleich wollten umgekehrt manche älteren Menschen ihren Angehörigen nicht zur Last fallen.

„Von den Niederlanden hört man manchmal ganz Schlimmes“, fügte Hardinghaus hinzu. „Da müssen sich die alten Menschen teilweise erklären, warum sie noch weiterleben wollen.“ In den Niederlanden ist die aktive Sterbehilfe seit 20 Jahren erlaubt.

Mehr Hilfsangebote gefordert

Im Februar 2020 hatte das Bundesverfassungsgericht das Verbot der geschäftsmäßigen Beihilfe zur Selbsttötung gekippt. Die Richter gaben zudem dem Recht auf Suizid einen hohen Stellenwert: Selbsttötung sei Ausdruck von Selbstbestimmung. Dieses Recht schließe die Freiheit ein, auch die Hilfe Dritter in Anspruch zu nehmen. Zwei Gesetzentwürfe zu einer Neuregelung der Suizidhilfe waren im Sommer gescheitert; zuletzt urteilte das Bundesverwaltungsgericht, dass der Staat bestimmte todbringende Medikamente verweigern dürfe. Die Kläger kündigten an, nach Karlsruhe und zum Europäischen Menschenrechtsgerichtshof zu gehen.

Hardinghaus mahnte, häufig fehle es an Informationen über Hilfsangebote. Oft würden Menschen nicht sterben wollen, sondern „so nicht weiterleben“, erläuterte er. „Dabei können wir jedem alle Schmerzen nehmen.“ Mehr als 44 Prozent aller Suizide wurden 2022 in Deutschland von Menschen über 65 Jahren begangen; insgesamt waren die Suizidzahlen hierzulande erstmals seit langem wieder gestiegen. Assistierte Suizide werden in der Statistik nicht gesondert ausgewiesen. (KNA)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Große Mehrheit in der Nationalversammlung

Sterbehilfegesetz in Frankreich nimmt erste Hürde

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Blutzuckervariabilität

Wie die Time Below Range das Diabetes-Management verbessert

Let‘s talk about...

Tabuthema Sex: Wie spricht man es in der Sprechstunde an?

Lesetipps
Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung

Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt