Immer mehr Infektionen in Pflegeheimen

Die Verbreitung multiresistenter Keime nimmt zu - vor allem in Pflegeeinrichtungen, so die Barmer GEK.

Von Sunna Gieseke Veröffentlicht:

BERLIN. Die Krankenhausfälle mit resistenten Erregern haben sich im Zeitraum 2006 und 2009 verdoppelt. Das geht aus einer Studie der Barmer GEK hervor, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde.

"Das Wachstum verzeichnen wir vor allem bei Infizierten, die keine Symptome haben", sagt Dr. Ursula Marschall, Leiterin des Kompetenzzentrums Medizin der Barmer GEK.

Das habe Konsequenzen für die Verbreitung der Keime: Denn in 70 Prozent der Fälle würden Patienten vor Ende der Keimsanierung nach Hause entlassen werden, so Marschall.

Daher müsse der Fokus in diesen Fällen auf die Weiterbehandlung dieser Patienten gerichtet werden. Besonders in Pflegeeinrichtungen seien in der Vergangenheit mehr Keime nachgewiesen worden.

"Während im Jahr 2006 noch 400 Fälle mit Keimnachweis in Pflegeeinrichtungen entlassen wurden, verdreifachte sich die Anzahl im Jahr 2009 auf 1200", so Marschall.

Auch die Erreger eines Keimträgers, der keine Krankheitssymptome habe, könnten auf ältere und immungeschwächte Mitbewohner übertragen werden.

"Eine Begrenzung der Infektionsgefahr durch konsequente Hygienemaßnahmen ist hier besonders erforderlich", so Marschall.

Die Patientenschutzorganisation Deutsche Hospizstiftung forderte, die Kliniken stärker in die Pflicht zu nehmen: Der Verursacher solle "auch die Kosten für die Hygienemängel tragen", so der Geschäftsführende Vorstand, Eugen Brysch. Damit werde gesichert, dass bei einer Aufnahme in die Klinik ein Screening vorgenommen werde.

Die Barmer GEK kritisierte zudem das Mitte Juli in Kraft getretene Infektionssschutzgesetz. Die Einführung einer befristeten Vergütungsregelung in der ambulanten Versorgung sei "kritisch".

Bereits heute könnten Vertragsärzte vor einem geplanten Eingriff in Kliniken oder bei einem begründeten Verdacht auf Infektion mit einem multiresistenten Erreger Behandlungen durchführen, die von den Kassen bezahlt würden.

Lesen Sie dazu auch: Ostdeutsche sind kränker

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