In Thüringen ist jede zweite Amtsarztstelle vakant
Um den ÖGD attraktiver zu machen, sollen beamtete Ärzte ein Zubrot in der ambulanten Medizin verdienen können.
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Amtsarzt oder nicht? Ärzten sollten parallel die Arbeit in einer Praxis erlaubt werden.
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ERFURT (rbü). Die Gesundheitsämter in Thüringen sind massiv unterbesetzt. Derzeit fehlen dem öffentlichen Gesundheitsdienst 27 Mediziner, mehr als jede zweite Stelle kann nicht besetzt werden. "Die Situation ist absolut prekär. Es besteht dringender Handlungsbedarf", warnt der CDU-Gesundheitspolitiker Christian Gumprecht.
Es habe ein besorgniserregender Exodus von Amtsärzten auf deutlich besser bezahlte Posten in Kliniken stattgefunden. Zum Teil müsse die wachsende Arbeitslast bereits von Honorarkräften erledigt werden. Der Politiker forderte deshalb eine Angleichung an das Lohnniveau in Krankenhäusern.
Der SPD-Politiker Thomas Hartung wies den Kommunen eine Mitschuld an der Misere zu. Es sei beispielsweise möglich, den Ärzten parallel die Arbeit in einer Praxis zu erlauben.
"Der Vorteil für den Arzt: Er hat die wirtschaftliche Sicherheit einer verbeamteten Stelle. Gleichzeitig muss er sich nicht zwischen trockener Amts- und praktischer Arbeit entscheiden", so der Chirurg aus Weimar. Diese Option werde jedoch bislang nicht genutzt.
Um dem allgemeinen Ärztemangel auf dem Land zu begegnen, sollten Kommunen und Städte zudem Eigeneinrichtungen betreiben. In Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) könnten sie Ärzte zu einem festen Gehalt einstellen und so gezielt Versorgungsengpässen entgegenwirken. Bislang werde diese Alternative jedoch blockiert.
Die wichtigste Stellschraube sei jedoch ein zügiger Abbau von Bürokratie. Hartung spricht vom "papier gewordenen Misstrauen" und "Kontrollwahn" der Kassen.
Zugleich beobachte er die hohe Zahl von im Schnitt 18 Arztbesuchen in Deutschland pro Patient mit Sorge. "Der Arzt hat leider den Status eines Handwerkers bekommen", sagt Hartung, der selbst noch Notfalldienste schiebt.