Debatte um GKV-Leistungskürzungen
KBV-Chef Gassen überrascht mit Einsparideen für die Krankenversicherung
Die GKV steht finanziell an der Wand: Vertragsärzte-Chef Gassen fordert von der Politik eine „ehrliche Debatte“ – und bringt Einschränkungen bei Mutter-Kind-Kuren ins Gespräch. Das stößt auf Kritik.
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Mutter-Kind-Kuren sind eine anerkannte Vorsorgeleistung der gesetzlichen Krankenkassen.
© Jens Büttner/ZB/picture-alliance
Berlin. Vor dem Hintergrund der finanziellen Probleme in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sorgt die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) mit Einparideen für Aufsehen. So hat der KBV-Vorstand die Politik zu „klaren Vorstellungen“ für eine nachhaltige Finanzierung aufgefordert.
KBV-Chef Andreas Gassen sagte, dass dazu auch eine Bestandsaufnahme gehöre, wofür die GKV derzeit Geld ausgebe. In den Fokus gehören für Gassen Einsparpotenziale bei der Organisation der GKV selbst, sprich die Anzahl der Krankenkassen. Weitere Einsparungen seien durch konsequentere Digitalisierung, stärkere Ambulantisisierung sowie bei den Kosten für Arzneimittel denkbar.
Einsparideen im Bereich Vorsorge
Mit einer Idee aus dem Bereich Prävention und Vorsorge hat Gassen in dieser Woche vor Journalisten besonders überrascht: Auf Nachfrage sagte er, dass er sich etwa auch Einsparungen bei Mutter- beziehungsweise Vater-Kind-Kuren vorstellen könne.
Zur Einordnung: Krankenkassen übernehmen diese in der Regel dreiwöchigen Maßnahmen, wenn sie medizinisch notwendig sind und vom Arzt verschrieben werden. Träger sind etwa das Muttergenesungswerk und Wohlfahrtsverbände, wie etwa das Deutsche Rote Kreuz (DRK).
DRK kritisiert „kurzfristig gedachten Ansatz“
Dort wird die Sparidee als „sehr kurzfristig gedachter und in eine völlig falsche Richtung gehender Vorschlag“ bewertet, wie Karolina Molter, Teamleitung Gesundheit und Altenhilfe beim DRK-Generalsekretariat, der Ärzte Zeitung sagte. Menschen mit Sorgeverantwortung seien eine tragende Säule unserer Gesellschaft, betonte Molter. Die Förderung der Familiengesundheit müsse „erste Priorität“ haben.
Im internationalen Vergleich seien die Ausgaben für Gesundheitsförderung und Prävention in Deutschland ohnehin ungleich geringer, so die DRK-Expertin. „Weitere Abschläge oder Leistungskürzungen sind nicht hinnehmbar.“ (gab/hom)