Saarland

KV-Chef geißelt Spahns „Aktionismus“

Zentralistische Vorgaben schaden der Attraktivität der Niederlassung, die Bürokratie nehme zu.

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SAARBRÜCKEN. Die Spitze der saarländischen KV hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn vorgeworfen, durch hektische und zentralistische Vorgaben den Beruf des selbstständigen Praxisarztes immer unattraktiver zu machen.

„Aktionismus tut dem Tanker Gesundheitswesen nicht gut“, sagte KV-Chef Dr. Gunter Hauptmann. Ein kleines Beispiel sei die Einführung neuer Ziffern mitten im Quartal, was enormen Aufwand bedeute. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Dr. Joachim Meiser forderte mehr regionale Spielräume und beklagte, den Minister interessiere die Sinnhaftigkeit mancher Vorschriften nicht.

So habe Spahn bei Gesprächen die ihm direkt gestellte Frage, warum mitten in der Nacht Termine für einen nicht akuten Facharztbesuch vergeben werden müssten, einfach nicht beantwortet. Hauptmann nannte „die Idee, ein Rundum-Sorglos-Telefon anzubieten“, zwar charmant, aber nur schwer umzusetzen und angesichts anderer Herausforderungen zu teuer.

Obwohl man im Saarland mit eigenen Lösungen gut gefahren sei, müsse nun dank des Terminservice-Gesetzes (TSVG) eine Art Callcenter mit mindestens zehn Stellen geschaffen werden. „Die Politik bestellt, wir bezahlen“, kritisierte Hauptmann.

Auch Spahns Pläne zur Neuordnung der Notfallversorgung sieht die Saar-KV kritisch. Es sei absehbar, dass dann jede Klinik Anspruch auf ein integriertes Notfallzentrum erheben werde. Das Saarland mit seinen 22 Krankenhäusern könne das aber höchstens an vier bis sechs Standorten leisten.

Mit Bangen sieht die KV der neuen Bedarfsplanung entgegen. Die Veränderungen bei den Verhältniszahlen und die gemeindebezogene Berücksichtigung des Morbiditätsfaktors führten dazu, dass weitere Regionen als hausärztlich unterversorgt ausgewiesen werden müssen. Die Zahl der freien Sitze werde sich tendenziell verdoppeln. Der Druck auf die Sicherstellungspflicht nehme zu. (kud)

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