Niedersachsen

Kammer und Kirchen starten Ethik-Initiative

Menschen, die in der Corona-Pandemie zu wenig beachtet werden, sollen ärztlichen und seelsorgerischen Beistand finden. Dafür will eine Ethikinitiative sorgen.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:
Corona-Initiative: Franz-Josef Bode (l-r), Bischof des Katholischen Bistums Osnabrück, Thela Wernstedt (SPD), Ärztin und Abgeordnete des Niedersächsischen Landtages, Ralf Meister, Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, und Martina Wenker, Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen stehen mit Schildern „Krise gemeinsam meistern“ vor dem niedersächsischen Landtag. Die Ärztekammer und die Kirchen in Niedersachsen stellen eine Initiative zu gesellschaftspolitischen und sozialethischen Folgen der Corona-Pandemie vor.

Corona-Initiative: Franz-Josef Bode (l-r), Bischof des Katholischen Bistums Osnabrück, Thela Wernstedt (SPD), Ärztin und Abgeordnete des Niedersächsischen Landtages, Ralf Meister, Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, und Martina Wenker, Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen stehen mit Schildern „Krise gemeinsam meistern“ vor dem niedersächsischen Landtag. Die Ärztekammer und die Kirchen in Niedersachsen stellen eine Initiative zu gesellschaftspolitischen und sozialethischen Folgen der Corona-Pandemie vor.

© Julian Stratenschulte / dpa

Hannover. Die Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN) hat zusammen mit Vertretern der beiden großen christlichen Kirchen und der niedersächsischen Landtagsabgeordneten Dr. Thela Wernstedt (SPD) eine neue Ethik-Initiative gegründet. Sie soll Menschen erreichen, die bei der Bewältigung der Corona Krise leicht übersehen werden.

Die Initiatoren haben dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil (SPD) ein entsprechendes Initiativschreiben geschickt, in der sie der Politik ihren Ratschlag anbieten. Zielgruppe der Initiatoren sind zum Beispiel Menschen mit Einschränkungen, Alte und Sterbende.

„Die sehen wir nicht“, bedauerte Ralf Meister, Bischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover, der neben dem Bischof des Katholischen Bistums Osnabrücks, Dr. Franz-Josef Bode, die Initiative vertritt, vergangene Woche in einem Video-Podcast der Kammer.

„Eine Not, die zum Himmel schreit“

Viele Sterbende warten derzeit vergeblich auf Begleitung und ihre Angehörigen, berichtete der Theologe. Es sei „ein Zeichen der Humanität unserer Gesellschaft“, dass man sich um diese Gruppen Gedanken mache. Die Errungenschaften des Hospiz- und Palliativwesens dürften nicht aufs Spiel gesetzt werden, sagte Meister. Gerade in Pflegeheimen sei die Not groß, viele bettlägerige oder demente Senioren leben in der Corona-Quarantäne immer noch fast vollständig isoliert, so Meister. „Eine Not, die zum Himmel schreit!“

Die Frage, wie es den Sterbenden ergeht, die am Ende ihres Lebens ohne die nächsten Angehörigen bleiben müssen, war für uns der wesentliche Impuls für die Initiative, erklärte Dr. Martina Wenker, Präsidentin der ÄKN in dem Podcast. Gemeint sind aber auch Kinder, Obdachlose, Migranten, Menschen die unter Gewalt in der Familie leiden – hier müsse man übergreifend sorgen – ärztlich und seelsorgerlich, so Wenker.

Leben wieder lebenswert machen

Die Präsidentin forderte, gerade in Seniorenheimen mehr auf Infektionen zu testen, „um zu sehen wo wir stehen“ und mit Blick auf die seelische Not der Pflegebedürftigen „überlegen, wie wir das Leben wieder lebenswert machen können“.

Die Initiative regt darüber hinaus die Gründung eines Expertenbeirats an, der ethische Abwägungen vornimmt und konkrete Handlungsvorschläge für die Gestaltung des gesellschaftlichen Lebens in Niedersachsen während und nach der COVID-19-Pandemie erarbeitet.

Die Sache scheint auf fruchtbaren Boden zu fallen, wie Kammer-Sprecher Thomas Spieker erklärt: „Voraussichtlich werden die Fraktionen im Landtag nun einen Ethikrat installieren.“

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