Kauder will MVZ auf dem Land

Für die älter werdende Gesellschaft braucht es neue Rezepte im Gesundheitswesen. Unions-Fraktionschef Kauder hat einige parat: Mehr MVZ auf dem Land, innovative Arzneien - und einen Tarifausgleich für die Kliniken.

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BERLIN (af). Das Altern der Gesellschaft in Deutschland erfordert mehr Geld im Gesundheitssystem. Ärztliche Behandlungen jüngeren Menschen vorzubehalten beziehungsweise Menschen mit fortschreitendem Alter von immer mehr Gesundheitsdienstleistungen auszuschließen, lehne er ab, sagte der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder (CDU), vor Vertretern der Pharmaindustrie.

"Wenn wir keine Reglementierung wollen, müssen wir sagen, dass das seinen Preis hat", sagte Kauder bei der Mitgliederversammlung des Vereins "Arzneimittel und Kooperation im Gesundheitswesen AKG" am Dienstag in Berlin.

Kauder warnte vor einer Ausdünnung der hausärztlichen Versorgung auf dem Land. Dass rund 70 Prozent der Medizinstudierenden junge Frauen seien, mache klar, dass die Zeit der klassischen Landarztpraxis ablaufe.

"Wir müssen über Medizinische Versorgungszentren auf dem Land sprechen", sagte Kauder. Aber: Kapitalgesellschaften als Betreiber von MVZ sollen dabei keine Chance erhalten.

Eher sollen die Kommunen als Betreiber von MVZ einspringen und verhindern, dass die Landbevölkerung der medizinischen Versorgung in die Städte folge.

Auch Kauder für Tarifausgleich an Kliniken

Kauder ging auch auf das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) ein und nährte die Hoffnungen auf Erleichterungen im Verfahren der Nutzenbewertung beim Gemeinsamen Bundesausschuss.

"Ich weiß, was wir der Pharmaindustrie und den Apothekern mit dem AMNOG zugemutet haben", sagte Kauder. Vielleicht habe man die Schraube eine Umdrehung zu stark angezogen.

Hoffnungen, an den Überschüssen der Krankenkassen beteiligt zu werden, brauche die Pharmaindustrie sich aber nicht zu machen. Die Überschüsse seien lediglich ein Signal dafür, bestehende Regelungen zu überprüfen.

Das ändere nichts daran, dass die Hersteller die Verantwortung dafür trügen, am Markt nur Produkte anzubieten, die wirkten. "Wer Medikamente innovativ nennt, soll dafür sorgen, dass sie auch innovativ sind", sagte Kauder.

Etwas Geld will die Unionsfraktion Kauder für die Krankenhäuser locker machen. Sie sollen einen "einmaligen Beitrag" erhalten, der sie in die Lage versetzen soll, die jüngsten Tarifabschlüsse zu schultern. Die Rede ist von 350 Millionen Euro.

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 24.04.201220:13 Uhr

„Ich bin der Doktor Eisenbarth,

Kurier'' die Leut‘ nach meiner Art,
Kann machen, dass die Blinden geh‘n,
Und dass die Lahmen wieder seh‘n..."

Hurra, wir haben neben dem Professor mit der Fliege von der SPD einen neuen Gesundheits- und Krankheitsexperten von der CDU! Und brandneue Rezepte, Heil- und Hilfsmittel im Gesundheitswesen von Unions-Fraktionschef Kauder:

Mehr Medizinische Versorgungszentren (MVZ) auf dem Land, damit die Patienten noch weitere Wege zur ärztlichen Betreuung haben? Damit Medizinerinnen die angeblich nur klassisch-männlich besetzbare Landarztpraxis erspart bleibt, sollen sie im Schichtdienst rund um die Uhr im MVZ angestellt arbeiten? Zugleich beim harten Einschnitt mit dem Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) plötzlich ein Schmusekurs mit Pharmaindustrie und Apotheken? Das soll zur Bewältigung gigantischer demografischer Probleme schon Alles gewesen sein?

Doch halt, gemeinerweise habe ich etwas vergessen: 350 Millionen € als zusätzlichen Ausgleich für die jüngsten Tarifabschlüsse mit den Krankenhausträgern, die doch den im ärztlichen Dienst, in der Pflege und im technischen Betrieb Beschäftigten u. a. gerade wegen der Demografie bedingten Mehrbelastung und Arbeitsverdichtung zu Gute kommen sollen. Doch was sind 350 Mio. € angesichts der in den vdek-Basisdaten des Gesundheitswesens berichteten GKV-Krankenhausbehandlungskosten von 58,1 Milliarden Euro allein im Jahr 2010? Das waren übrigens satte 33 Prozent der GKV-Gesamtausgaben in Höhe von 176,0 Mrd. Euro in diesem Berichtsjahr. Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Volker Kauder möchte also den GKV-Krankenhausetat um ganze 0,6 Prozent erhöhen - und sich als Retter des Gesundheitswesens feiern lassen?

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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