Wirkstoffliste

Keine Innovationsbremse in Bayern

Die KV Bayerns wehrt sich gegen Kritik: Die seit Herbst 2015 scharfgestellte Wirkstoffvereinbarung sei kein bayerischer Sonderweg, sondern lasse Raum für den Einsatz neuer Wirkstoffe.

Von Jürgen Stoschek Veröffentlicht:

MÜNCHEN. Die Wirkstoffvereinbarung, die in Bayern seit dem vierten Quartal 2014 die Richtgrößenprüfung abgelöst hat und die seit dem dritten Quartal 2015 "scharfgestellt" ist, behindert nach Angaben der KV Bayerns (KVB) nicht den Einsatz von innovativen Arzneimitteln.

Im Gegenteil, so KVB-Vorsitzender Dr. Wolfgang Krombholz. "Es kann verordnet werden, was der Patient braucht", sagte er bei einer Diskussionsveranstaltung in München, zu der Health Care Bayern eingeladen hatte.

Mit der Wirkstoffvereinbarung würden nicht die Kosten, sondern Auswahl und Menge von Wirkstoffen in bestimmten Indikationsgebieten auf der Grundlage von definierten Tagesdosen (Defined Daily Dose) geprüft, so Krombholz.

30 Indikationsgruppen

Für keine der 30 Indikationsgruppen gebe es Quoten, die zu 100 Prozent erfüllt werden müssen. "Das lässt genügend Platz für Innovationen", erklärte Krombholz auch mit Blick auf Vorwürfe, die Wirkstoffvereinbarung behindere den Einsatz von neuen oralen Antikoagulantien (NOAKs).

Tatsächlich lägen die Verordnungszahlen bei den NOAKs in Bayern sogar etwas über dem Bundesdurchschnitt.

Mit der Wirkstoffvereinbarung haben die Krankenkassen in Bayern und die KVB Spielräume genutzt, die das Bundesrecht eröffnet, betonte der stellvertretende Amtschef des Bayerischen Gesundheitsministeriums, Ministerialdirigent Peter Steiert.

Die Wirkstoffvereinbarung sei auch kein bayerischer Sonderweg, sondern ein im Koalitionsvertrag dokumentiertes Ziel der Berliner Koalitionspartner. Damit solle ein wirtschaftlicher und qualitätsgesicherter Einsatz innovativer Arzneimittel erreicht werden, so Steiert.

Patienten mit Vorhofflimmern

Durch eine bessere Primärprävention bei Patienten mit Vorhofflimmern seien jährlich bis zu 10.000 Schlaganfälle zu vermeiden, berichtete Sophie Schwab von der DAK-Gesundheit in Bayern.

Tatsächlich würden jedoch nur etwa zwei Drittel der Betroffenen mit Vorhofflimmern, einer der Hauptrisikofaktoren für einen Schlaganfall, entdeckt.

Und von den diagnostizierten Patienten bekomme nur jeder zweite geeignete Medikamente, berichtete Schwab mit Bezug auf den DAK-Versorgungsreport Schlaganfall, der im Frühsommer vergangenen Jahres veröffentlicht wurde.

"Würde das Vorhofflimmern bei vier von fünf Patienten erkannt und überwiegend behandelt, ließen sich in jedem Jahr 9400 erstmalige Schlaganfälle vermeiden", erklärte Schwab.

Auch bei Patienten mit einer Transitorischen ischämischen Attacke (TIA) könne eine Verbesserung der medikamentösen Sekundärprävention zu einer Verringerung der Zahl der Schlaganfälle führen, so Schwab. Die bayerische Wirkstoffvereinbarung sei dabei kein Hindernis.

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