Kind und Studium passen selten zusammen

Schlechte Karten für Mediziner-Nachwuchs: Es gibt kaum Beratungsmöglichkeiten für junge Eltern während des Studiums und nur selten Flexibilität in der Weiterbildung.

Von Rebecca Beerheide Veröffentlicht:
Kind im Studium? Beratung gibt’s kaum.

Kind im Studium? Beratung gibt’s kaum.

© Bergmann / fotolia.com

NEU-ISENBURG/ULM. Im universitären Betrieb sind Medizinstudenten mit Kindern keine Normalität. Im Gegenteil: Für die Organisation von Kind und Studium wird viel Zeit benötigt, Ansprechpartner und Hilfsangebote gibt es kaum.

Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Uniklinik Ulm. Unter der Leitung von Dr. Hubert Liebhardt, Studienreferent im Studiendekanat der Medizinfakultät in Ulm, wurden 238 Medizinstudenten mit Kind - zu 81 Prozent waren dies Frauen - in Baden-Württemberg zu ihrer Studiensituation befragt.

Dabei war für 63 Prozent der Medizinstudenten mit Kind die Familiengründung eine bewusste Entscheidung -  gleichzeitig haben deutlich über die Hälfte der Befragten Probleme, die Studien- und Prüfungszeiten mit der Betreuung zu koordinieren. Nach einer Erhebung des Deutschen Studentenwerkes liegt die Quote von Studenten, die während des Studiums Eltern werden, bei sieben Prozent, im Fachbereich Medizin nur bei rund vier Prozent.

"Viele Studierende haben sich mit dem Mangel bei der Kinderbetreuung arrangiert", sagt Liebhardt im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung". Ein großes Problem sind aber die Beratungsmöglichkeiten für junge Eltern. "Junge Eltern können nicht um sieben Uhr morgens eine Prüfung schreiben, sie finden zu der Zeit oft keine Kinderbetreuung", sagt Liebhardt. Eine geordnete Zusammenarbeit zwischen Studentenwerk und Angebote der Kommunen gibt in fast keiner Uni-Stadt. "Mit den Ergebnissen der Studie wollen wir künftig die Beratung von Studenten verbessern", so Liebhardt.

Nicht nur bei studentischen Eltern mit Kindern will die Uni Ulm die Beratung deutlich verstärken. "Wir wollen die ganze Lebensphase der medizinischen Ausbildung im Blick haben", so Liebhardt. So soll künftig eine Geschäftsstelle zur Weiterbildung eingerichtet werden, die Organisationsmodelle für Eltern während der Weiterbildung ausarbeitet. Mit diesem Programm will die Uni Ulm Vorreiter bei Teilzeit sowie bei der Vereinbarkeit von Familie mit der Weiterbildung werden.

Das Forscherteam wird bis Ende des Jahres die anderen baden-württembergischen Medizinfakultäten über die Ergebnisse der Befragung an ihrer Uni informieren. "Auch wenn in einigen Städten die Kinderbetreuung gut ist, funktioniert ein Vollzeitstudium oft nicht. Das müssen die Fakultäten verbessern", erklärt Liebhardt.

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Medizinforschungsgesetz

Regierung: Ethikkommission beim Bund bleibt unabhängig

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Nach Koronararterien-Bypass-Operation

Studie: Weniger postoperatives Delir durch kognitives Training

Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen