Krankenschwester in Dänemark - mehr Geld, bessere Arbeit

FLENSBURG (dpa). Obwohl Bettina Dämmig in Radfahr-Reichweite als Krankenschwester arbeiten könnte, fährt die Flensburgerin jeden Morgen rund 35 Kilometer über die Grenze. Fast 20 Jahre hat sie in Deutschland gearbeitet, seit einigen Monaten ist sie in einem Krankenhaus im dänischen Apenrade angestellt.

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Ich bin dann mal weg: Bettina Dämmig vor der deutsch-dänischen Grenze. Sie arbeitet seit einigen Monaten im dänischen Apenrade.

Ich bin dann mal weg: Bettina Dämmig vor der deutsch-dänischen Grenze. Sie arbeitet seit einigen Monaten im dänischen Apenrade.

© Foto: dpa

Mit deutschen Kliniken hat sie abgeschlossen. "Ich pflege gern, aber in Deutschland wird die Arbeit nicht richtig honoriert", sagt die 42-Jährige. Außerdem ist auf der dänischen Seite für Krankenschwestern auch mehr Geld zu verdienen - bis zu doppelt so viel. In Deutschland kämen auf Intensivstationen drei Schwestern auf zwölf Patienten, berichtet Dämmig.

In Dänemark gebe es hingegen zwölf Schwestern für drei Intensiv-Patienten. Dafür seien nördlich der Grenze die Schichten länger, hinzu kommt die Fahrtzeit. "Trotzdem bin ich entspannter, weil die Verantwortung in Dänemark nicht so groß ist. In Deutschland ist sie größer als sie sein sollte."

Die größte Barriere beim Wechsel sei die Sprache, sagt Dämmig. "Das ist ein Riesenhemmnis." Weil aber immer mehr deutsche Schwestern, Pfleger und auch Ärzte in Dänemark arbeiten wollen, bieten viele Krankenhäuser Sprachkurse während der Arbeitszeit an. Sogar die Bezahlung läuft dabei weiter. In dem Apenrader Krankenhaus komme ein Großteil der Ärzte aus dem Ausland.

Zum Vergleich: In Deutschland gab es im April bundesweit mehr als 20  000 offene Stellen für Gesundheitsberufe, im viel kleineren Dänemark rund 15 000. "Das ist für Dänemark eine große Zahl", sagt Martina Würker, die Geschäftsführerin der Flensburger Agentur für Arbeit. Ein Job in Dänemark sei sehr beliebt: "Die Bezahlung ist besser, der Umgang wird als besser erlebt und es gibt flachere Hierarchien."

Auch das größte Krankenhaus in Flensburg, die Diakonissenanstalt, hat regelmäßig mit abwanderndem Personal zu tun. "Das ist - auch bei langjährigen Mitarbeitern - nichts Außergewöhnliches", sagt der Ärztliche Direktor Jan-Peter Braun. Finanziell könnten deutsche Häuser nicht mit dänischen konkurrieren, betont er. "Wir haben hier eine umfangreiche Notfallversorgung. In Dänemark ist die Rundumversorgung schmaler aufgestellt."

Für die Pfleger, Schwestern und Ärzte bedeute dies in Deutschland eine höhere Arbeitsintensität. Dies wolle man vor allem durch Fort- und Weiterbildungsangebote wettmachen, sagt Braun. "Hier sind wir sehr großzügig. Aber mehr Geld zu bezahlen, ist nicht möglich." Manche Schwestern dagegen halten auch die Weiterbildungsangebote in Deutschland nicht für ausreichend. Braun sagt, er habe bislang durch die attraktive Lage Flensburgs noch jede freie Stelle besetzen können.

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