Kommentar

Lackmustest für den Ethikrat

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:

Dass der Deutsche Ethikrat eine Stellungnahme zur Reproduktionsmedizin vorbereitet, ist eine gute Nachricht. Nach zwei Gutachten zu sehr speziellen Themen - Babyklappen und Biobanken - begibt sich der Rat mitten ins politische Getümmel. Wer in der Vergangenheit ein Fortpflanzungsmedizin-Gesetz angeregt hat, verbrannte sich schnell die Finger.

So ist im Bundestag bisher die Neigung sehr gering, sensible, alte Kompromisse aufzurollen: Wer über das 20 Jahre alte Embryonenschutz-Gesetz klagt, der kann die Wertungswidersprüche zum geltenden Abtreibungsrecht nicht außen vor lassen. Bislang sind Embryonen in der Petrischale strenger geschützt als im Mutterleib.

Zudem unterhöhlt die Rechtsprechung - zuletzt der Bundesgerichtshof - immer stärker vermeintliche ethische Grundkonsense. So billigte der BGH jüngst das Vorgehen eines Arztes, der bei Eltern mit schweren Vorerkrankungen eine Präimplantationsdiagnostik (PID) vornahm. Schon plädiert die FDP für die "kontrollierte" Zulassung der PID, die Union lehnt das kategorisch ab.

Die geplante Stellungnahme ist für den Ethikrat auch ein Lackmustest. Liegt die Expertise vor, wird sich schnell zeigen, wie viel der unabhängige Expertenrat im politischen Berlin wert ist.

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