Gesundheitsversorgung

Ländliche Regionen brauchen schnell Hilfe

Das Gesundheitswesen muss sich auf regionale und demografische Veränderungen einstellen, fordert Ex-SPD-Chef Müntefering.

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DÜSSELDORF. Die Sicherstellung der Gesundheitsversorgung auf dem Land muss viel stärker in den Blick genommen werden als bisher, fordert Franz Müntefering, Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO).

„Das Gesundheitswesen muss der regionalen und demografischen Entwicklung entsprechen“, sagte der ehemalige SPD-Vorsitzende auf dem Frühjahrsempfang der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf.

Immer mehr junge Menschen würden in die urbanen Zentren ziehen, in den ländlichen Regionen blieben vor allem die Älteren.

Wenn es für sie aber keine Perspektive gebe, dort auf Dauer durch Hausärzte und Krankenhäuser gut versorgt zu werden, würden die Kinder zunehmend auch die Eltern in die Zentren holen.

Eine solche Konzentration mit großen Lücken in der Fläche würde dem Land aber nicht guttun, warnte er. Besonderen Handlungsbedarf sieht Müntefering bei der Palliativversorgung. „Es ist ein wichtiges Signal, dass Du gut versorgt wirst, wenn Du auf die letzte Strecke gehst.“

Zwar gebe es den gesetzlichen Anspruch auf die spezialisierte ambulante Palliativversorgung. „Aber wo es keinen Palliativarzt und keinen Palliativdienst gibt, hat der Kaiser sein Recht verloren.“

"Einsamkeit ist ein Problem"

Man müsse dringend dafür sorgen, dass solche ambulanten und stationären Angebote flächendeckend zur Verfügung stehen, betonte er. „Wir müssen überlegen, wie wir die Palliativmedizin tiefer ins Land tragen können.“

Auch bei der gerontopsychiatrischen Versorgung gibt es nach Ansicht von Müntefering, der von 1992 bis 1995 nordrhein-westfälischer Gesundheitsminister war, noch viel Luft nach oben – nicht nur auf dem Land.

„Wir müssen dafür sorgen, dass die Krankenhäuser die alterspsychiatrische Perspektive stärken.“ Auch die neurologische und psychiatrische Versorgung der Bewohner von Pflegeheimen muss nach seiner Ansicht dringend verbessert werden.

Aus Sicht der BAGSO muss die Prävention bei der Versorgung älterer Menschen eine größere Rolle spielen. „Man wird nicht automatisch pflegebedürftig“, betonte er. Gerade durch Angebote in den Bereichen Bewegung und Begegnung könnte viel erreicht werden. „Einsamkeit ist ein großes Problem.“

Müntefering plädierte dafür, Städten und Gemeinden grundsätzlich bei der Planung der Versorgung mehr Kompetenzen und Mitspracherechte einzuräumen. Sie könnten die Angebote auf die Gegebenheiten vor Ort abstimmen. (iss)

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