Studie

Letztes Lebensjahr ist nicht das teuerste

Vor allem eine bessere Versorgung chronisch kranker alter Menschen hilft Kosten zu senken, sagen Experten.

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KÖLN. Die These, dass die Kosten für die gesundheitliche Versorgung im letzten Lebensjahr überproportional steigen, lässt sich nach einer aktuellen Studie nicht halten. Stattdessen sind laut einer internationalen Untersuchung die letzten drei Jahre entscheidend. Ein guter Hebel für die Kostensenkung könnte nach Ansicht der Wissenschaftler eine bessere Versorgung von älteren chronisch kranken Patienten sein, um die Zahl der Krankenhauseinweisungen zu reduzieren.

Für die Studie, die in der Zeitschrift Health Affairs veröffentlicht wurde , haben die insgesamt 28 Autoren die Gesundheitsausgaben in den Jahren 2009 bis 2011 in neun Ländern analysiert: Dänemark, Deutschland, England, Frankreich, Japan, Niederlande, Taiwan, USA sowie die kanadische Provinz Quebec. Ein zentrales Ergebnis: Auf die letzten zwölf Lebensmonate eines Menschen entfallen in diesen Ländern im Schnitt zwischen 8,5 und 11,2 Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben, auf die letzten drei Jahre zwischen 16,7 und 24,5 Prozent. In Deutschland sind es 11,0 Prozent und 21,4 Prozent.

"Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass nicht in erster Linie lebensrettende Maßnahmen bezahlt, sondern chronisch Kranke behandelt werden. Sie brauchen mehr medizinische Versorgung und haben eine kürzere Lebenserwartung", sagt Professor Martin Karlsson vom Lehrstuhl für Gesundheitsökonomik an der Universität Duisburg-Essen. Er ist einer der Autoren der Studie.

In Deutschland sind die Kosten für die Versorgung am Lebensende deutlich niedriger als in den USA, den Niederlanden, Dänemark und Quebec. Karlsson verweist darauf, dass bei uns die stationäre Versorgung stark zu Buche schlägt. "Über 20 Prozent der deutschen Krankenhauskosten entfallen auf Menschen, die binnen eines Jahres sterben." In den Niederlanden seien es weniger als neun Prozent. Man sollte daher überlegen, ob es nicht sinnvoll wäre, die ambulanten und die pflegerischen Angebote auszubauen. "Damit könnte man die Ressourcen effizienter einsetzen und käme auch dem entgegen, was die älteren Menschen wünschen", sagt er.

Die Analyse zeige, dass die Kosten für die Gesundheitsversorgung im Alter stark zulegen. Die häufig gehörte Annahme, dass die zunehmende Alterung wegen der Kumulation der Kosten in den letzten zwölf Monaten keine große Rolle spielt, lässt sich laut Karlsson nicht halten. "Wenn die Bevölkerung altert, werden die Kosten pro Kopf steigen", betont er. (iss)

Die Studie finden Sie unter:

http://content.healthaffairs.org/ content/36/7/1211.full

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