Multiresistente Keime

MRSA erobern Wellnessbereich

Selbst in Wellnessbereichen oder im Tierbestand wird der MRSA-Keim nachgewiesen. Hygieniker Jörg Herrmann sieht dringend Handlungsbedarf. Er rechnet mit einer Milliarde Euro allein für die Versorgung von MRSA-Patienten in Krankenhäusern.

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OLDENBURG (cben). "In Deutschland ist jeder fünfte MRSA-Keim, der nachgewiesen wurde, resistent." Das hat der Hygieniker Dr. Jörg Herrmann vom Klinikum Oldenburg in einem Vortrag über MRSA-Keime gesagt. Im Jahr 1976 seien es nur 1,4 Prozent gewesen, erläuterte er auf der dritten Regionalkonferenz des Netzwerks Gesundheitswirtschaft Nordwest in Oldenburg.

Keime auch in Umkleidekabinen

Früher sei der Keim fast ausschließlich in Kliniken vorgekommen, heute auch etwa in Umkleidekabinen und Wellnessbereichen oder im Tierbestand, so Herrmann. "So wundert es nicht, dass wir heute in den Krankenhäusern ganz andere Infektionen sehen, als noch vor wenigen Jahren", sagt der Hygieniker.

Was mit einer kleinen Knie-OP begann, endete bei einem 25-Jährigen wegen einer MRSA-Infektion mit der Amputation des Beines, berichtet Herrmann. Oder: Eine gesunde 17-Jährige kommt mit 40 Grad Fieber in die Klinik und erleidet eine Herzbeutelentzündung. Schließlich wird in einer Blutkultur MRSA festgestellt.

Laut einer Analyse der Techniker Krankenkasse haben sich die Komplexbehandlungen bei Infektionen mit multiresistenten Erregern zwischen 2006 (173 pro 100.000 TK-Versicherten) und 2010 (520 pro 100.000 TK-Versicherten) verdreifacht. Herrmann rechnet mit jährlich insgesamt rund einer Milliarde Euro allein für die Versorgung von MRSA-Patienten in Krankenhäusern.

Was tun? Als Gegenmaßnahme plädiert Herrmann für einen gezielteren Einsatz von Antibiotika, mehr Hygieneerziehung und Schulungen von Ärzten und Pflegekräften. "Leider gibt es in Deutschland bisher nur 73 Fachärzte für Hygiene. Und an den Akademien, an den Hygienefachkräfte ausgebildet werden, bestehe derzeit eine Wartezeit von ein bis zwei Jahren. " Nach den Vorgaben des Infektionsschutzgesetzes von 2011 soll bis 2016 ausreichend Fachpersonal ausgebildet worden sein.

Dr. Matthias Pulz, Präsident des niedersächsischen Landesgesundheitsamtes (LGA), setzt auf sektorübergreifende Zusammenarbeit, um die Keime einzudämmen. "Der Klinik-Patient von heute ist der Hausarzt-Patient von morgen und der Pflegepatient von übermorgen", so Pulz.

Grenzüberschreitende Netzwerke

In drei Netzwerken in Niedersachsen (Osnabrück, Braunschweig und der Region Hannover) und dem deutsch-niederländischen Projekt EurSafety Health-net sei dies bereits Realität.

"Die Fortbildungen, runden Tische und Arbeitsgemeinschaften der drei Landes-Netze werden vom LGA koordiniert", so Pulz. Durch die Netzwerke werde die Kommunikation aller Beteiligten verbessert.

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